Freitag, 29. Mai 2015

In der Karavane nach Colorado

Etappe 8: Ghost Ranch (~561mi) - Chama (~650mi)

Ghost Ranch zu verlassen, bedeutet New Mexico zu verlassen! - Eine durchaus bedeutsame Etappe.
Die letzten Mesas lässt man hinter sich, sobald man durch den Box-Canyon hindurch ist, an Höhe gewonnen hat und einen letzten Blick auf die Wüstenlandschaft von New Mexico werfen darf.




Die Regenfälle vom Vortag hatten eindeutig ihre Spuren hinterlassen und ich war über meine Entscheidung, einen Ruhetag genommen zu haben, recht froh. Meine Füße steckten zwar denn ganzen Tag im Schlamm, doch immerhin blieb der Rest von mir trocken.



Von meinem bisherigen Highlight kann ich nur in Worten berichten, denn es wird leider kein Foto davon geben...
Als ich so die schlammigen Strassen dahin gestapft bin, hab ich mich sogar ein wenig verlaufen. Ich hab mich eigentlich ganz gut an den Weg erinnern können und somit meine Konzentration etwas schweifen lassen und ausgerechnet dann eine Abzweigung übersehen. Ich war schon recht müde, vor allem durch die enorm schweren Schlamm-Schuhe, und wollt an einem bestimmten Punkt Pause machen.
Ich hörte etwas Musik, als plötzlich ein WOLF die Strasse ca. 50m vor mir querte! Ein Wolf... ja genau, ich träume ja... war sicher nur(!) ein Kojote. War aber ganz schön groß für einen Kojoten? Die ganze Sichtung dauerte ca. 2 Sekunden.
Plötzlich kam der Wolf/Kojote zurück an die Strasse und sah mich! Wir blieben beide wie gefesselt stehen und ich konnte das Tier richtig gut beobachten. Leider nicht lange genug für ein Foto und da ich kein Profi-Tierbeobachter bin, werde ich leider nie genau wissen, um was es sich gehandelt hat. Doch es war auf jeden Fall ein großartiger Moment! Nach weiteren 5 Sekunden war das Schauspiel vorbei, da mein neuer Freund seine Ruhe haben wollte und einen Haken schlug.
Am Abend hatte ich dann die Wüste endgültig hinter mir gelassen und kampierte zum ersten Mal über 3.000m Seehöhe. Ein wunderschöner Sonnenuntergang rundete diesen anstrengenden Tag perfekt ab. 


Ich versuchte die Landschaft alleine genießen zu können, doch dies gestaltete sich als Herausforderung. Durch die Regenfälle in New Mexico und Schneeprognosen für Colorado wird die Gruppe der Weitenderer immer größer. Zu gewissen Zeitpunkten sind wir 9 Wanderer, die einander Schritt für Schritt folgen. Da hilft es nur seinen Rhythmus  etwas zu ändern und vielleicht die eine oder andere Pause auszulassen, um Abstand zu gewinnen.





Dieses Jahr nahm ich kurz vor der Grenze zu Colorado eine alternative Route, die nicht mehr direkt über den letzten Gipfel führte, da mir dort schon einmal unzählige umgestürzte Bäume und Schnee das Leben schwer gemacht hatten.
Ein weiteres Mal folgte ich schlammigen Forststrassen, rutschte bei einer Bachquerung erstmals so richtig aus (hehe...) und erblickte plötzlich Colorado! Die Hügelkette in der Mitte des Panoramas ist bereits Colorado!!!


In völliger (gewählter) Einsamkeit erreichte ich dann die Grenze, die durch ein Kuhgatter definiert wird... sehr typisch für New Mexico :-)
Ich platzierte meinen Rucksack als Stativ und machte einige Selbstportraits. Wenige Minuten später stand ich jedoch wieder inmitten meiner Wanderfreunde und es war der richtige Zeitpunkt für ein gelungenes Gruppenfoto.



Gemeinsam kampierten wir dann zum ersten Mal in Colorado und hatten einen geselligen Abend. 



Auf der alternativen Route folgt man zu guter letzt der Bahntrasse der "Cumbres & Toltec Scenic Railroad" zum Cumbres Pass. (Ganz klein in der Bildmitte ist G-Funk zu sehen)


Letztes Jahr wartete ich hier unter anderem gemeinsam mit Rettlebee über 3 Stunden vergeblich auf einen Autostop. Somit entschloss ich mich, nicht lange zu warten und begann den 12 Meilen langen Fussmarsch entlang der Passstrasse nach Chama... zurück nach New Mexico! Es war ja erst 8 Uhr in der Früh und ich hatte genug Zeit.



Nach weniger als 30 Minuten streckte ich routinemäßig meinen Daumen in die Höhe, als ein schwarzer Pickup näher kam und war sehr positiv überrascht, als mir meine Kollegen entgegen winkten. Ein netter Typ aus der Gegend brachte uns dann alle gemeinsam in einem Schwung nach Chama... Trail Magic :-)
(Das Foto hab ich mit von Bigfoot entliehen, da mein Rucksack (inkl. Kamera) auf der Ladefläche landete)


In Chama mache ich jetzt einen weiteren Tag Pause, werde unter anderem meine "neuen" neuen Banana Pants flicken und am Samstag in der Früh die Dampflock zurück zum Cumbres Pass nehmen.
Auf diese Fahrt freu ich mich schon riesig und ob dies ebenso auf den Schnee in Colorado zutrifft erfährt ihr im nächsten Blog!

Happy trails :-)

Donnerstag, 28. Mai 2015

Updates...

New Mexico ist geschafft!!!
Ich bin in Chama in hab wieder Zeit zum bloggen :-)

Nur ein kurzer Hinweis, dass ich bereits die letzten beiden Blogs mit vielen Fotos überarbeitet habe!
Mehr folgt in kürze...

Samstag, 23. Mai 2015

Blitz Etappe

Etappe 7: Cuba (~507mi) - Ghost Ranch (~561mi)

Überarbeitet... nun mit noch mehr Fotos :-)

Eben noch in Cuba und schon bin ich in Ghost Ranch! So schnell kann ein Weitwanderer sein :-), doch wenn es sich um die kürzeste Etappe handelt, kann ich leicht lachen.
54 Meilen oder 86 Kilometer sind eben nicht wirklich viel!

Ich hatte noch eine ganz starke Erinnerung an jenen Anstieg, der mir letztes Jahr meinen damals ersten Regen, Schnee und Hagelsturm brachte. Und was machte ich dieses Mal? Ich startete mit einer 100% Sturmwarnung für den Nachmittag.

Der Anstieg war steil und anstrengend und als ich am Hochplateau ankam, dachte ich zurück in Österreich zu sein - "richtige" Bäume und Wiesen - eine wirkliche Abwechslung.
Jedoch, ich war noch immer in New Mexico. Woran ich das erkannte? Ganz einfach... ich stapfte durch eine einmalige Sumpflandschaft... zwischendurch fast knietief!





Um ehrlich zu sein, eine der lustigsten Abschnitte!!! Nach dem ersten Zeitpunkt, als ich meine neuen Schuhe in den Schlamm steckte, war es völlig egal und ich schlapfte vortan durch das Wasser wie ein kleines Kind, das zum ersten mal im Regen spielte.
Leichter Regen begleitete mich und wechselte sich mit Schneefall ab und meine Strategie ging auf. Ich war schneller als das Unwetter obwohl ich ganz auf die Sektion mit den Blowdowns (Baumbruch bedingt durch ein Unwetter vor Jahren) vergessen hatte. Ich konnte meinen Abstieg zügig hinter mich bringen, bevor das Gewitter über den Berg kam. Der Sturm erreichte mich erst am späteren Abend, als ich bereits im Zelt lag.




Der übliche Ritual am nächsten Tag... Alles raus aus dem Rucksack und trocknen. Sofern dies mit einer Mittagspause kombinierbar ist, verliert man auch keine Zeit!


Der zweite Tag hatte nichts Spektakuläres an sich. Ich wanderte erneut mit Sanjay und wir wollten nur nah genug an Ghost Ranch herankommen, sodass wir in der Früh etwas länger schlafen konnten und nicht mehr als 2 Stunden zu tun hätten.
Gegen Abend umringten uns erneut schwarze Wolken, doch mittlerweile hatten wir uns daran gewöhnt und fanden auch ein nettes Plätzchen für die Nacht.




Ghost Ranch hat sich leicht verändert. Die erste Nacht ist leider nicht mehr gratis, Essen fassen geht nicht mehr ohne gültigem Ticket und es gibt KEIN gratis Eis für Wanderer mehr. Dafür haben sie ein Wifi, das funktioniert und Entspannung ist garantiert!!!


 



Nun ist noch Zeit für ein überfälliges Foto...
Gemeinsam mit "G-Funk" ist Team Österreich vorerst komplett. "Teatime" marschiert erst ab Juli Richtung Süden.


Es gibt auch Weitwanderer ohne Vollbart... hehe!
Happy trails :-)

Mittwoch, 20. Mai 2015

Abwechslungsreiches New Mexico

Etappe 6: Grants (~395mi) - Cuba (~507mi)

Überarbeitet... nun mit vielen Fotos :-)

Nach drei Tagen Pause in Grants, waren meine Füße mehr als nur ungewollt weiter zu marschieren. Es half jedoch nichts und so war der erste Tag die reinste Hölle - jeder Knochen, jeder Muskel, alle Sehnen taten weh.


Bei teilweise Regen, Schnee und Hagel kampierte ich gemeinsam mit 6 anderen Wanderern am selben Fleck wie letztes Jahr... auf halbem Weg zum Gipfel des Mt. Taylor... gerade noch vor der Schneegrenze.
Der Sturm vom Vortag hatte eindeutig seine Spuren hinterlassen - Spuren, die den kommenden Morgen zum Wintermärchen machten. In knöcheltiefem Neuschnee und bei strahlend blauen Himmel stapften wir auf unseren bisherigen höchsten Punkt am CDT... den knapp 3.500m hohen Mt. Taylor.










Nach einem langen Abstieg befand ich mich ganz schnell wieder in der Wüste von New Mexico, obwohl ich mich noch immer auf 2.500m befand. Ist so ähnlich, als ob man am Gr. Bösenstein steht und das Klima vom Kreta genießt.

Die Etappe von Grants nach Cuba war für mich nicht gerade als Highlight in Erinnerung geblieben, doch alles kann sich ändern. Meine Erinnerungen halfen mir, die einzelnen Abschnitte noch besser einzuteilen und durch den Regen war der ansonsten so nervige Tiere Sand ganz leicht zu begehen... ab und zu war es jedoch mehr Schlamm... tiefer Schlamm :(
Der letzte Abschnitt sowie der kommende nach Ghost Ranch sind die einzigen, bei denen ich direkt durch diese markanten Tafelberge (Mesas) wandere, die New Mexico sein typisches Bild geben.







Zu meiner Freude ließ sich ein weiteres Mal einer dieser netten Wüstenbewohner blicken... keine Sorge, es war keine Klapperschlange sondern eine "Gopher Snake" und völlig ungiftig. Sie kann zwar leicht mit einer Diamantklapperschlange verwechselt werden, doch es fehlt ihr die Rassel und sie hat einen schmäleren Kopf. Es war bis jetzt die größte Schlange, die ich je gesehen habe... mindestens 2,5 m lang!
Tatsächlich waren es zwei... ein Pärchen... die nur einen Meter neben dem Trail durch dar Gras schlurften. Völlig unbeeindruckt von uns (mittlerweile wieder die ganze Truppe von 6) Wanderern!




Es gab aber NOCH HARMLOSERE Wüstenbewohner! Zum Beispiel die traumhaft schöne Eidechse!


Letztes Jahr konnte ich diese Landschaft nicht gar nicht so richtig genießen, da es eindeutig zu warm war und wir etwas Pech mit unserer Wasserversorgung hatten. Wie gesagt, auch wenn der Regen nerven kann, er bringt ein wunderbares Klima mit sich.

Nun bin ich also mit schmerzenden Füßen gestartet, durch "tiefen" Schnee gestapft, durch die Wüste marschiert, wegen eines nächtlichen Gewitters wach im Zelt gelegen, mit Kühen um die Wette durch den Schlamm gestiefelt... nur um... nur um in Cuba neue Schuhe in Empfang nehmen zu dürfen! 
Bitte nicht falsch verstehen, doch der Geruch von neuen Schuhen ist einfach nur... hmmmmmmm!!! 😊


P.S.: Achtung WARNUNG!!!
Wer sich bei den Schlangenfotos erneut gefürchtet und seinen Blick schnell auf die anderen Fotos gewendet hat, sollte sich das nächste Foto vielleicht ersparen!!!
Doch auch dies ist Teil der Geschichte...
"Messed Up" ist ein wirklich netter Kollege, doch er sollte schleunigst etwas an seinem Setup ändern!
Schuhe und Socken sind definitiv nicht im Einklang mit seinen zarten Fußsohlen... Blasen der anderen Dimension - autsch!!! 


Happy trails :-)