Ghost Ranch zu verlassen, bedeutet New Mexico zu verlassen! - Eine durchaus bedeutsame Etappe.
Die letzten Mesas lässt man hinter sich, sobald man durch den Box-Canyon hindurch ist, an Höhe gewonnen hat und einen letzten Blick auf die Wüstenlandschaft von New Mexico werfen darf.
Die Regenfälle vom Vortag hatten eindeutig ihre Spuren hinterlassen und ich war über meine Entscheidung, einen Ruhetag genommen zu haben, recht froh. Meine Füße steckten zwar denn ganzen Tag im Schlamm, doch immerhin blieb der Rest von mir trocken.
Von meinem bisherigen Highlight kann ich nur in Worten berichten, denn es wird leider kein Foto davon geben...
Als ich so die schlammigen Strassen dahin gestapft bin, hab ich mich sogar ein wenig verlaufen. Ich hab mich eigentlich ganz gut an den Weg erinnern können und somit meine Konzentration etwas schweifen lassen und ausgerechnet dann eine Abzweigung übersehen. Ich war schon recht müde, vor allem durch die enorm schweren Schlamm-Schuhe, und wollt an einem bestimmten Punkt Pause machen.
Ich hörte etwas Musik, als plötzlich ein WOLF die Strasse ca. 50m vor mir querte! Ein Wolf... ja genau, ich träume ja... war sicher nur(!) ein Kojote. War aber ganz schön groß für einen Kojoten? Die ganze Sichtung dauerte ca. 2 Sekunden.
Plötzlich kam der Wolf/Kojote zurück an die Strasse und sah mich! Wir blieben beide wie gefesselt stehen und ich konnte das Tier richtig gut beobachten. Leider nicht lange genug für ein Foto und da ich kein Profi-Tierbeobachter bin, werde ich leider nie genau wissen, um was es sich gehandelt hat. Doch es war auf jeden Fall ein großartiger Moment! Nach weiteren 5 Sekunden war das Schauspiel vorbei, da mein neuer Freund seine Ruhe haben wollte und einen Haken schlug.
Am Abend hatte ich dann die Wüste endgültig hinter mir gelassen und kampierte zum ersten Mal über 3.000m Seehöhe. Ein wunderschöner Sonnenuntergang rundete diesen anstrengenden Tag perfekt ab.
Ich versuchte die Landschaft alleine genießen zu können, doch dies gestaltete sich als Herausforderung. Durch die Regenfälle in New Mexico und Schneeprognosen für Colorado wird die Gruppe der Weitenderer immer größer. Zu gewissen Zeitpunkten sind wir 9 Wanderer, die einander Schritt für Schritt folgen. Da hilft es nur seinen Rhythmus etwas zu ändern und vielleicht die eine oder andere Pause auszulassen, um Abstand zu gewinnen.
Dieses Jahr nahm ich kurz vor der Grenze zu Colorado eine alternative Route, die nicht mehr direkt über den letzten Gipfel führte, da mir dort schon einmal unzählige umgestürzte Bäume und Schnee das Leben schwer gemacht hatten.
Ein weiteres Mal folgte ich schlammigen Forststrassen, rutschte bei einer Bachquerung erstmals so richtig aus (hehe...) und erblickte plötzlich Colorado! Die Hügelkette in der Mitte des Panoramas ist bereits Colorado!!!
In völliger (gewählter) Einsamkeit erreichte ich dann die Grenze, die durch ein Kuhgatter definiert wird... sehr typisch für New Mexico :-)
Ich platzierte meinen Rucksack als Stativ und machte einige Selbstportraits. Wenige Minuten später stand ich jedoch wieder inmitten meiner Wanderfreunde und es war der richtige Zeitpunkt für ein gelungenes Gruppenfoto.
Gemeinsam kampierten wir dann zum ersten Mal in Colorado und hatten einen geselligen Abend.
Auf der alternativen Route folgt man zu guter letzt der Bahntrasse der "Cumbres & Toltec Scenic Railroad" zum Cumbres Pass. (Ganz klein in der Bildmitte ist G-Funk zu sehen)
Letztes Jahr wartete ich hier unter anderem gemeinsam mit Rettlebee über 3 Stunden vergeblich auf einen Autostop. Somit entschloss ich mich, nicht lange zu warten und begann den 12 Meilen langen Fussmarsch entlang der Passstrasse nach Chama... zurück nach New Mexico! Es war ja erst 8 Uhr in der Früh und ich hatte genug Zeit.
Nach weniger als 30 Minuten streckte ich routinemäßig meinen Daumen in die Höhe, als ein schwarzer Pickup näher kam und war sehr positiv überrascht, als mir meine Kollegen entgegen winkten. Ein netter Typ aus der Gegend brachte uns dann alle gemeinsam in einem Schwung nach Chama... Trail Magic :-)
(Das Foto hab ich mit von Bigfoot entliehen, da mein Rucksack (inkl. Kamera) auf der Ladefläche landete)
In Chama mache ich jetzt einen weiteren Tag Pause, werde unter anderem meine "neuen" neuen Banana Pants flicken und am Samstag in der Früh die Dampflock zurück zum Cumbres Pass nehmen.
Auf diese Fahrt freu ich mich schon riesig und ob dies ebenso auf den Schnee in Colorado zutrifft erfährt ihr im nächsten Blog!
Happy trails :-)