Freitag, 30. Mai 2014

Adiós New Mexico!

Ghost Ranch (568) - Chama (663mi/1.060km)


Es ist geschafft... nach 35 Tagen und 1.060km bin ich zwar noch immer in New Mexico, doch gleichzeitig habe ich auch Colorado erreicht! Wie das geht? Schön der Reihe nach...

Ich habe Ghost Ranch nach einem gratis(!) Frühstück als erster unserer Gruppe verlassen. Eigentlich braucht man für jede Mahlzeit ein Ticket, welches man zuvor kaufen muss. Ich dachte, ich könnte dieses auch direkt bei der Essensausgabe tun... falsch gedacht! Doch der Koch (ein zukünftiger PCT-Wanderer im kommenden Jahr) war so begeistert von uns Thru-hikern, dass er mir das Frühstück gratis gab... einfach spitze!

Mit eindeutig zu vollem Magen machte ich mich auf den Weg. Es wurde einer dieser typischen Tage, bei denen sich der Körper bereits auf eine Pause eingestellt hat, man ihm diese aber nicht gönnt... also recht zäh!

Der Weg war weiterhin mit diesem unerträglich klebenden Schlamm bedeckt, meine Fußsohlen brannten, die Knöchel wahren steif und bei jedem Schritte zog es in der Achillessehne... was für ein Tag :-( Nach 23mi/37km stellte ich mein Zelt erneut bei leichtem Regen auf und war moralisch recht tief gelandet. Rattlebee kam wenig später als einziger unserer Gruppe vorbei, denn der Rest legte in Ghost Ranch einen Ruhetag ein.

Am Abend entschloss ich mich, die kommenden 2,5 Tage profilaktisch ein paar Ibuprofen zu schlucken... eine gute Entscheidung!

Am nächsten Morgen wachte ich ausgeruht auf und die ersten Sonnenstrahlen wahren die reinste Wohltat. Ohne Schmerzen begann ich einen meiner schönsten Tage. Endgültig in den Bergen angekommen, befand ich mich auf einem "echter" Trail und in bester Laune. In kürzester Zeit fand ich meinen Rhythmus von PCT wieder... 10 Meilen wandern... 30min Pause... und weiter so!

Ich hatte steht die Sonne im Gesicht und Gewitterwolken im Rücken und durch mein schönes Tempo blieb dies auch den ganzen Tag so. Bereits um 17:30 erreichte ich mein geplantes Abendziel (einen Campingplatz) wo später anderer Wanderer (auch Rattlebee) kampierten, doch ich nutze meine Energie und marschierte nach einem schnellen Abendessen noch 3 Meilen weiter, um somit am Ende des Tages 50km geschafft zu haben.
Dies war einer dieser Tage, die ich einfach gebraucht hatte... mein eigenes Tempo, schönes Wetter und ein toller Trail!!!

Genauso motiviert ging es am nächsten morgen weiter. Nach kurzer Zeit traf ich auf ein Wanderer, den ich bereits ein paar Mal getroffen hatte... Dean aus Colorado!


Für Dean ist es zwar der erste Thru-hike, doch er ist bärenstark und wirklich schnell. Ich konnte ein Tempo nicht mitmachen, doch da er später in den Tag startet und öfters Pause macht, sind wir uns den ganzen langen Tag immer wieder begegnet.

Ich genoss es so richtig, wieder schmerzfrei mein Tempo zu testen als ich plötzlich eine bekannte Meilen-Markierung auf meinem GPS sah... 625 Meilen entsprechen 1.000 Kilometern... wie sehr kann so eine runde Zahl doch Auftrieb geben!!!



Erneut war es erst 18 Uhr als ich bereits 30 Meilen geschafft hatte und beschloss, die Abendsonne zu genießen und noch ein paar Meilen dran zu hängen... 45 Minuten später steckte ich komplett KO und verzweifelt bis zu den Hüften im Schnee fest!!! :-(((
Die Amerikaner nennen es "postholing" und es beschreibt die Situation wenn man versucht über eine Schneedecke zu marschieren und praktisch bei jedem Schritt bis zu den Knie (oder auch weiter) einsinkt. Wirklich kein Spass!
Es kommt meistens dazu wenn der Schnee in einem schattigen Wald noch nicht wirklich schmelzen konnte, aber bereits so weich ist, dass er das Körpergewicht nicht mehr tragen kann.


Ich fand mich also plötzlich in einem Waldstück wieder, in dem es 1,5m Schnee gab, steil bergauf ging und unzählige umgefallene Bäume den Weg erschwerten. Ich wich nach Osten aus und landete auf einer sumpfigen Moorwiese, die zu 20cm mit Schmelzwasser bedeckt war. Auch nicht gerade lustig, doch ich kam wenigstens voran.

Mein einzige Lösung war eine Forststrasse auf einer Lichtung am Gipfel. Ich kämpfte mich dann 2 Stunden lang auf 3.300m Seehöhe durch diesen Albraum von Wald, traf in der Mitte auf 2 weiterer Wanderer, die einen Kollegen aus den Augen verloren hatten und bezwang schlussendlich jene 3km, die mich an einen trockenen Platz für mein Zelt brachten. 15 Minuten vor Sonnenuntergang hatte ich einen 51km-Tag hinter mir und war so glücklich wie noch nie am CDT!  


In der Früh traf ich auf "Voyager", der seinen Geburtstag hatte... 60 stolze Jahre und ritt wie ein Turnschuh!
Gemeinsam überwanden wir eine weitere Meile voller "Bis-zu-den-Hüften-im-Schnee-stecken-SPASS" und wanderten die restlichen 5 Meilen bis zur Grenze zwischen New Mexico und Colorado!!! Geschafft :-)
Es gab zwar nur eine Hinweistafel, dass man einen neuen "National Forest" betritt, doch dies war zugleich der Eintritt nach Colorado.


Das Ende dieser Etappe befand sich wenig später am "Cumbres Pass" wo wir gemeinsam mit Rattlebee, der eine Umgehungsroute gewählt hatte, 2,5 Stunden vergeblich versuchten ein Auto zu stoppen, um ins 20km entfernte Chama zu gelangen, welches ein Stück zurück in New Mexico liegt.
Wir hatten Glück und bekamen eine Fahrt mit "Grocery" die mit ihrem Wohnwaagen stets ihre Wander-Freundin "Smudge" zur Seite steht.
Was für eine tolles Finale auf meinem Weg raus aus New Mexico :-)


Fazit für New Mexico:
Es wird sicherlich nicht mein Lieblings-Bundesstaat werden, doch die atemraubende Wüste im Süden, die beeindruckenden Mesas (Tafelberge) im Zentrum und die herausfordernden Berge im Norden lassen mich die unzähligen Strassenkilometer schnell vergessen und zeigen auf, dass man am CDT nie weiß, was einem der nächste Tag so bringt.
Das Abenteuer kann weiter gehen... auf in den Schneeeeee!!!

Happy Trails :-)

1 Kommentar:

  1. Der Faulschnee ist wirklich grässlich - da helfen nicht mal Schneeschuhe. Ich hoffe, dass Du jetzt zu schön weißem Schnee kommst, der in der Früh noch fest ist, sodass es sich gut wandert. Warte schon gespannt auf Deinen nächsten Eintrag und wünsch Dir gutes Vorankommen!

    LG Roswitha

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