Ein wenig "Rache" habe ich nach meinem Perfekten-Wetter-Jahr am PCT ja erwartet, doch das es Colorado gleich so ernst damit nehmen muss...
Ein Wanderkollege namens "Not So Bad" hat eine neue Namensgebung für den CDT, die recht passen ist...
Wie kam er nun zu dieser Aussage? Naja, der Anfang war noch recht vielversprechend. Pünktlich um 10 Uhr, als das Postamt seine Pforten öffnete, versendete ich meine Bounce-Box nach Pagosa Springs und bekam durch die Hilfe von "Sleepig Bare" (die Rechtschreibung stimmt!) eine Fahrt zurück zum Cumbres Pass. Sleeping Bare ist der Vater von "Nugio", der mir am PCT meinen Namen Banana Pants gab und ca. 4 Tage zurück ist. Ebenso wie Grocery ist er stets ein paar Tage voraus und hilft uns Thru-hikern wo es nur geht!!!
Gegen 10:45 startete ich somit eine recht kurze Etappe von nur 65 Meilen/105km Richtung Wolf Creek Pass. In Colorado geht es jetzt immer von einem Gebirgspass zum anderen, mit der anschließenden Hürde, per Autostop in die nächste Stadt zu gelangen. Im Vergleich dazu hatte ich ja in New Mexico den Luxus, dass mich der Trail stets direkt durch meine Städte führte.
Der Anfang war leicht. Es ging über umgestürzte Bäume und überschwemmte Wiesen und im Hintergrund konnte ich noch für längere Zeit die Dampflock der Touristenbahn schnaufen hören, die über den Cumbres Pass fährt.
Schnelles Vorankommen war ab nun an Geschichte. Der Reihe nach übernahm einer von uns den beliebten Job des "Trail-Breaking"... als erster die Spur durch den Schnee zu ziehen!!!
Nach einiger Zeit bekommt man eine Art sechsten Sinn für die Qualität des Schnees. Je offener das Gebiet und je größer die Schneefläche ist, desto fester und trittsicherer wird die ganze Sache. Die Oberfläche taut tagsüber an und verfestig bzw. gefriert über Nacht. Nähert man sich jedoch Felsen oder schneefreien Flächen, bricht man mit Sicherheit bald ein.
Den Vorteil den wir hatten war, dass der Trail in diesem Abschnitt stets in höheren Lagen blieb (zwischen 3.400 und 3.800 Höhenmetern) und die Abschnitte zwischen Bäumen mit Faulschnee immer seltener wurde. Der Nachteil... die Luft wird dünn!!!
Ein Trail im Hochgebirge ist meistens schön in einen Hang geschnitten. Bedeckt man nun die ganze Landschaft mit Schnee stapft man die ganze Zeit in Schräglage entlang der Hänge und tritt eine Stufe nach der anderen oder ist damit beschäftigt seine Micro-Spikes richtig zu platzieren.
Wir sind in den vergangen vier Tagen sicherlich ein wenig abenteuerlicher und mutiger geworden, doch wir riskieren auf keinen Fall unser Leben!!!
Wir sind alle mit Eisäxten unterwegs und sollte der Weg wirklich unpassierbar sein, dann suchen wir Alternativen. Und genau diese Freiheit machte diesen Abschnitt zu etwas wirklich besonderen. Zwischendurch standen wir auf einem Pass und suchten für 20min nach dem besten Weg. Querfeldein im Gebirge auf 3.500m für 12 Stunden durch Schnee stapfen... gibt es etwas schöneres?
Wirklich Spass kann man beim "glissading" haben! Auf gut Deutsch... beim Rodeln am Hintern :-)
Zwischendurch ist es einfacher, schneller und lustiger sich auf seinen Hosenboden zu setzten und mit der Eisaxt als Bremse den Hang hinunter zu rutschen!
Kurz vor dem Ziel fanden wir uns in einem Waldabschnitt wieder... absolut kein Vorankommen.
Die Lösung:
Wir glissaden hinunter zum Ufer des Stausees (den wir bereits von der Ferne sehen konnten) und gehen entlang des Sees zur Forstrasse und weiter zum Wolf Creek Pass.
Nach dem großen Spass kam die Ernüchterung... anstatt eines Ufers nur ein weiterer Abschnitt im dichten Wald :-(
Die Aussage des Tages von "Shutterbug":
"If the best decision of the day is that bad, you know that you had a fucking tough day!"
"Wenn die beste Entsendung des Tages derartig schlecht ist, weiß man, dass man einen verdammt schweren Tag hatte!"
Um das Ganze etwas anschaulicher zu machen, habe ich meinen aktuellen GPS-Track als Höhenprofil in die einzelnen Tage unterteilt.
Ohne zu übertreiben kann ich behaupten, dass die letzten vier Tage mich wahrscheinlich mehr Kraft gekostet haben, als die gesamten zwei Wochen in der Sierra Nevada am PCT. Umso glücklicher waren wir, als wir endlich sicher am Ziel waren!
Bevor unserer Vierer-Gruppe hatten diesen Abschnitt gerade einmal 5 weiterer Wanderer geschafft! Von all den ca. 40 Wanderern, die vor uns gestartet sind, haben praktisch alle Colorado übersprungen, machen in Wyoming weiter und kommen wahrscheinlich anschließend zurück... Thru-hiker nennen diese Variante "Flip-flopping".
Für mich ist dies keine Option! Auf einem Thru-hike muss man mit der Situation leben, in der man sich befindet!
Da der kommende Abschnitt noch einmal um einiges schwieriger wird, habe ich ich mich entschlossen, mindestens 5 Tage (bis Montag) "Urlaub" in Pagosa Springs zu machen :-)
Ich werde zum Beispiel morgen einen Wellness Tag (inkl. Massage) in den Hot-Springs machen und vielleicht ins Kino gehen :-)
Die Schneeschmelze hat so richtig eingesetzt und jeder Tag macht einen großen Unterschied! Am Montag wird die Lage noch einmal genau unter die Lupe genommen und die Route und alle Alternativen genau analysiert.
Bevor es dann weitergeht, werde ich noch ein Update liefern.
Bis dahin...
Ein Wanderkollege namens "Not So Bad" hat eine neue Namensgebung für den CDT, die recht passen ist...
Crashed Dreams & Tears
Wie kam er nun zu dieser Aussage? Naja, der Anfang war noch recht vielversprechend. Pünktlich um 10 Uhr, als das Postamt seine Pforten öffnete, versendete ich meine Bounce-Box nach Pagosa Springs und bekam durch die Hilfe von "Sleepig Bare" (die Rechtschreibung stimmt!) eine Fahrt zurück zum Cumbres Pass. Sleeping Bare ist der Vater von "Nugio", der mir am PCT meinen Namen Banana Pants gab und ca. 4 Tage zurück ist. Ebenso wie Grocery ist er stets ein paar Tage voraus und hilft uns Thru-hikern wo es nur geht!!!
Gegen 10:45 startete ich somit eine recht kurze Etappe von nur 65 Meilen/105km Richtung Wolf Creek Pass. In Colorado geht es jetzt immer von einem Gebirgspass zum anderen, mit der anschließenden Hürde, per Autostop in die nächste Stadt zu gelangen. Im Vergleich dazu hatte ich ja in New Mexico den Luxus, dass mich der Trail stets direkt durch meine Städte führte.
Der Anfang war leicht. Es ging über umgestürzte Bäume und überschwemmte Wiesen und im Hintergrund konnte ich noch für längere Zeit die Dampflock der Touristenbahn schnaufen hören, die über den Cumbres Pass fährt.
Am späteren Nachmittag fing dann die Misere an, als ich zu einem See hinab stieg und durch einen dichten Wald mit Altschnee stapfen musste.
Mein Mindestziel für den Tag war erreicht und ich traf bekannte Wanderer, mit denen ich für die kommenden Tage ein Team bildete.
"Nothing Sticks", Ich, "Shutterbug" und "Not So Bad" |
Nach einiger Zeit bekommt man eine Art sechsten Sinn für die Qualität des Schnees. Je offener das Gebiet und je größer die Schneefläche ist, desto fester und trittsicherer wird die ganze Sache. Die Oberfläche taut tagsüber an und verfestig bzw. gefriert über Nacht. Nähert man sich jedoch Felsen oder schneefreien Flächen, bricht man mit Sicherheit bald ein.
Den Vorteil den wir hatten war, dass der Trail in diesem Abschnitt stets in höheren Lagen blieb (zwischen 3.400 und 3.800 Höhenmetern) und die Abschnitte zwischen Bäumen mit Faulschnee immer seltener wurde. Der Nachteil... die Luft wird dünn!!!
Ein Trail im Hochgebirge ist meistens schön in einen Hang geschnitten. Bedeckt man nun die ganze Landschaft mit Schnee stapft man die ganze Zeit in Schräglage entlang der Hänge und tritt eine Stufe nach der anderen oder ist damit beschäftigt seine Micro-Spikes richtig zu platzieren.
Wir sind in den vergangen vier Tagen sicherlich ein wenig abenteuerlicher und mutiger geworden, doch wir riskieren auf keinen Fall unser Leben!!!
Wir sind alle mit Eisäxten unterwegs und sollte der Weg wirklich unpassierbar sein, dann suchen wir Alternativen. Und genau diese Freiheit machte diesen Abschnitt zu etwas wirklich besonderen. Zwischendurch standen wir auf einem Pass und suchten für 20min nach dem besten Weg. Querfeldein im Gebirge auf 3.500m für 12 Stunden durch Schnee stapfen... gibt es etwas schöneres?
Nein... solange man noch lachen kann :-)
Wirklich Spass kann man beim "glissading" haben! Auf gut Deutsch... beim Rodeln am Hintern :-)
Zwischendurch ist es einfacher, schneller und lustiger sich auf seinen Hosenboden zu setzten und mit der Eisaxt als Bremse den Hang hinunter zu rutschen!
Kurz vor dem Ziel fanden wir uns in einem Waldabschnitt wieder... absolut kein Vorankommen.
Die Lösung:
Wir glissaden hinunter zum Ufer des Stausees (den wir bereits von der Ferne sehen konnten) und gehen entlang des Sees zur Forstrasse und weiter zum Wolf Creek Pass.
Nach dem großen Spass kam die Ernüchterung... anstatt eines Ufers nur ein weiterer Abschnitt im dichten Wald :-(
Die Aussage des Tages von "Shutterbug":
"If the best decision of the day is that bad, you know that you had a fucking tough day!"
"Wenn die beste Entsendung des Tages derartig schlecht ist, weiß man, dass man einen verdammt schweren Tag hatte!"
Um das Ganze etwas anschaulicher zu machen, habe ich meinen aktuellen GPS-Track als Höhenprofil in die einzelnen Tage unterteilt.
Ohne zu übertreiben kann ich behaupten, dass die letzten vier Tage mich wahrscheinlich mehr Kraft gekostet haben, als die gesamten zwei Wochen in der Sierra Nevada am PCT. Umso glücklicher waren wir, als wir endlich sicher am Ziel waren!
Dieses Foto sag wohl alles...
Bevor unserer Vierer-Gruppe hatten diesen Abschnitt gerade einmal 5 weiterer Wanderer geschafft! Von all den ca. 40 Wanderern, die vor uns gestartet sind, haben praktisch alle Colorado übersprungen, machen in Wyoming weiter und kommen wahrscheinlich anschließend zurück... Thru-hiker nennen diese Variante "Flip-flopping".
Für mich ist dies keine Option! Auf einem Thru-hike muss man mit der Situation leben, in der man sich befindet!
Da der kommende Abschnitt noch einmal um einiges schwieriger wird, habe ich ich mich entschlossen, mindestens 5 Tage (bis Montag) "Urlaub" in Pagosa Springs zu machen :-)
Ich werde zum Beispiel morgen einen Wellness Tag (inkl. Massage) in den Hot-Springs machen und vielleicht ins Kino gehen :-)
Die Schneeschmelze hat so richtig eingesetzt und jeder Tag macht einen großen Unterschied! Am Montag wird die Lage noch einmal genau unter die Lupe genommen und die Route und alle Alternativen genau analysiert.
Bevor es dann weitergeht, werde ich noch ein Update liefern.
Bis dahin...
Hallo Banana Pants, ich mag deine Einstellung zum Begriff `thru hike`. Man könnte auch sagen `to go thru whatever the trail throws at you`. Weiterhin alles Gute, G-Funk
AntwortenLöschenHallo G-Funk,
LöschenIch hab wirklich nicht viele Regeln bezüglich thru-hike, doch die zwei die ich habe, sind fix...
1. continuous hike
2. no flip-flop
Viele Kollegen haben bereits verletzungsbedingt über eine Woche Pause machen müssen... da bin ich mit meinem "Urlaub" in einer guten Situation :-)