Montag, 30. März 2015

Weniger ist MEHR!

In der finalen Phase kann ich einen Moment fast nie erwarten... jenen, in der eine ganz spannende Frage beantwortet wird:
Wie schwer ist mein Rucksack?

600 Gramm... Frage beantwortet :-)

Doch es geht ja nicht nur um den Rucksack, obwohl der für sich selbst natürlich eine ganz besonderer Rolle spielt, sondern vor allem auch um den gesamten Inhalt.
Diese Frage ist dann leider nicht so schnell beantwortet und so bin ich die letzten zwei Tage ständig zwischen Computer, Wanderausrüstung und meiner so geliebten Präzisionswaage hin und her gewechselt.
Nach einigen Optimierungen, Planänderungen und viel zu vielen Zahlen-Verschiebereien kam dann doch ein Ergebnis raus... 6,88kg exklusive Essen und Wasser.

- 1.693 Gramm
GENIAL :-)

Für einen "normalen" Wanderer hört sich das vielleicht nicht nach VIEL an, doch 1,7 kg weniger (im Vergleich zum letzten Jahr) sind in meiner Welt ein Quantensprung! Das ist mehr als 1,5 Liter Wasser in einer Plastikflasche, die ich nicht ständig nutzlos 5.000km lang mitschleppen muss! 

Die Details gibt's in der Kategorie "Ausrüstung".

Happy trails :-)

Samstag, 28. März 2015

PCT Dokumentation

Bezüglich meiner Vorbereitungen befinde ich mich jetzt in der finalen Phase.
In weniger als 3 Wochen sitze ich bereits wieder im Flieger Richtung Portland. Ein wenig genervt verbringe ich gerade viel zu viel Zeit auf meiner Couch anstatt im Fitnesscenter und an der frischen Luft und versuche ein letztes Mal eine Erkältung los zu werden.
Die Zeit wird genutzt um erneut 5 Paar Schuhe online auf Vorrat zu kaufen oder alle meine GPS Daten und Höhenprofile zu überarbeiten.

Um mich wenigstens mental wieder aufs Weitwandern einzustellen habe ich erneut eine ARD-Dokumentation über den Pacific Crest Trail angeschaut, auf die mich meine gute Freundin Heike vor ein paar Wochen aufmerksam gemacht hat. ... nochmals Danke dafür!

Der PCT und seine Wanderer werden darin wirklich gut dargestellt und ich kann nur jedem diesen Einblick in meine Welt des Weitwanderns ans Herz legen.


Happy trails :-)

Dienstag, 3. März 2015

Es kann wieder losgehen!

Viel Zeit ist vergangen, seit ich in der Kleinstadt in Lander gesessen bin und Mitten in Wyoming nicht mehr wusste was ich machen soll. Der Abbruch war absolut notwendig.

Mittlerweile ist es Frühling in 2015 und ich kann es kaum erwarten, das Abenteuer CDT erneut in Angriff zu nehmen.
Und JA... ich fange wieder ganz am Anfang an! Nur ein Thru-hike ist die wahre Herausforderung!
Meine Achillessehne habe ich seit der Rückkehr praktisch wöchentliche behandeln lassen und ich kann behaupten, dass ich wieder zu 100% einsatzfähig bin. Meine Ausrüstung wurde natürlich auch weiter überarbeiten. Mindestens 1,5 kg werde ich im Vergleich zum letzten Jahr einsparen. Ein detaillierter Bericht dazu kommt in kürze.
Das Wichtigste jedoch ist meine allgemeine Fitness. Ich war letztes Jahr sicherlich nicht schlecht vorbereitet, jedoch mein Übergewicht konnte ich damit nicht kompensieren und die damit verbundene Überbelastung meiner Sehnen. Heuer werde ich gut und gern 12kg weniger auf den Hüften haben und spare mir somit das Gewicht meines Rucksacks ein.
Der CDT ist eben nicht der PCT und man muss vom ersten Tag an in Topform sein!

Ein weiteres Problem ist auch gelöst... ich hab NEUE "Banana Pants" gefunden. Mein ursprüngliches Modell wird ja leider nicht mehr produziert und der Umstieg auf Grün war nicht wirklich erfolgreich. Doch nun bin ich wieder so richtig gelb unterwegs!
Der Countdown ist gestartet und ich zähle die Tage, bis ich wieder im staubigen, windigen New Mexico meine ersten Schritte Richtung Norden setzten kann.

Dienstag, 23. September 2014

CDT Saisonende 2014

Diese und die letzte Woche waren für mich, seit meiner Rückkehr aus Amerika, etwas ganz besonderes. Mitte September war stets mein angepeiltes Ziel, den Waterton-Glacier Nationalpark und somit die Grenze zu Kanada zu erreichen.
Nun war es mir ja dieses Jahr nicht vergönnt, die letzten Wochen am CDT durch Montana bei äußerst frühem Wintereinbruch mit Schnee und Kälte zu verbringen, doch ich war mit weit mehr als nur einem Gedanken bei meinen Weitwanderfreunden!

Die Saison 2014 hatte es nun wirklich in sich. Nach den Schneemassen in Colorado hatte ich stets gemeint, Neuschnee in Montana würde mich nicht beeindrucken können, doch so schnell kann man seine Meinung ändern :-)
Bereits Mitte August kam der erste Kälteeinbruch und forderte jeden einzelnen Wanderer vor allem mental Tag für Tag aufs Neue. Doch Krankheiten und sogar Giardia-Infektionen hielten meine Freunde nicht davon ab, wie immer einen Schritt nach dem anderen Richtung Norden zu setzen... bis sie ihr (unser) Ziel erreicht hatten... KANADA!!!
Stride, Rattlebee, Shutterbug (vlnr)
Mit diesem Foto haben sie mich dann mehr als nur überrascht. Als Wertschätzung unserer gemeinsamen Abenteuer, nahmen sie mich quasi mit an den Grenzstein im Glacier Nationalpark. Danke!
Beim Weiterwandern funktioniert vieles nur mittels Visualisierung, vor allem wenn es um das Gesamtziel geht. Für den Pacific Crest Trail habe ich mir unzählige Male die letzten Minuten einer National Geographic Dokumentation angeschaut, nur um dieses Gefühl des Erfolges zu verinnerlichen. Und auch vor dem CDT habe ich "Zielfotos" von Wanderern der letzten Jahre in mich aufgesogen. Jedoch was wahre Motivation anbelangt, wird dieses Foto nächstes Jahr für mich der Grundstein meines Antriebs sein!!!

Gratulation an die neue Königin Stride, die hiermit alles drei großen US-Weitwanderwege als thru-hike absolviert hat und an Rattlebee und Shutterbug, meinen "Three Stooges" Brüdern!

Immer daran denken... "Nach dem Trail ist vor dem Trail!"

Dienstag, 12. August 2014

255 Zero-Tage

… so viele sind es noch, bis zu meinem nächsten Start am CDT!

In der Zwischenzeit bin ich wieder gut in Österreich angekommen und kann entspannt auf die letzten drei Monate zurück blicken.
Auch wenn ich dieses Jahr Kanada nicht erreicht habe, war es doch jenes große Abenteuer, welches ich mir so sehr erhofft hatte!

Ob die windige Einöde von New Mexico...

... das Schneespektakel in Colorado...

... oder die endlose Weite im Great Basin von Wyoming...
... jeder Bundesstaat hat fortan einen ganz besonderen Platz in meinem Weitwanderleben.

Meine Achillessehnen haben mir dieses Mal einen Strich durch die Rechnung gemacht, doch davon lass ich mich nicht unterkriegen! Da ich ja bereits den Status eines Verrückten habe, wird es niemanden wundern, dass ich nächste Saison einen kompletten Neustart machen werden anstatt "nur" die letzten 2.000km zu absolvieren. Den Grund für diese Entscheidung versuche ich gar nicht in Worte zu fassen, da es für Außenstehende nicht wirklich zu bereifen ist. All die Erlebnisse die ein Thru-hike mit sich bringen, all die Höhen und Tiefen, all die Emotionen,... all das wäre nicht dasselbe, würde ich den Trail plötzlich in Abschnitte aufteilen.

Die Vorbereitung hat bereits wieder begonnen. Ich bin mir sicher, dass ich nächstes Jahr fitter denn je den CDT beginnen werde! Ich freu mich auch schon darauf, gewisse Etappen erneut zu durchwanden und vor manchen graut es mir so richtig, doch das ist eben der Reiz eines Thru-hikes ;-)

2014 war ein besonderes Jahr. Wenn ich so grob schätze, waren an die 50% aller Wanderer die ich getroffen habe aus meinem PCT Jahr 2012. Die Weitwander-Gemeinschaft ist recht klein und viele Kollegen haben ebenso wie ich einen 2 Jahres Rhythmus. Irgendwie hat es sich wie ein großes Klassentreffen angefühlt! Abgesehen von der grandiosen Anfangsgruppe, mit der ich an der mexikanischen Grenze gestartet bin, werde ich natürlich "The Three Stooges" niemals vergessen... jene Tage in den San Juan Mountains von Colorado haben Rattlebee, Shutterbug und mich zu Freunden werden lassen!
In wenigen Wochen werden sie mit Sicherheit Kanada erreichen!!!

Ich hänge meine Weitwanderschuhe nun für ein paar Monate an den Nagel, begnüge mich mit meinen Trainingsschuhen im Fitnesscenter und werde diesen Blog ein wenig ruhen lassen.

Ein großes Dankeschön an all meine Unterstützer und treuen Leser. Ohne euch täte mir das Schreiben nur halb soviel Spass!!!

Herzlichen Dank und Happy Trails natürlich :-)



Dienstag, 29. Juli 2014

Meine schwerste Entscheidung

Atlantic City (1.537mi) - irgendwo in Wyoming (1.562mi/2.499km)

Kommen wir gleich zum Punkt... meine schwerste Entscheidung ist auch zugleich mein Letzte!
Ich bin hiermit offiziell nicht mehr am Trail.
Ich sitz jetzt seit Stunden vorm Computer und hab eigentlich keine Ahnung was ich schreiben soll...

Vor dem Beginn am CDT hab ich einen Blog über das Weiterwandern geschrieben. Ich habe versucht Weiterwandern zu erklären, was nicht wirklich möglich ist, solange man es nicht selbst einmal erlebt hat. Jetzt versuch e ich zu beschreiben, warum ich abgebrochen habe - ebenso kaum in Worte zu fassen...
Warum? Weshalb? Wieso?...

Ich habe Atlantic City äußerst motiviert verlassen. Früher als üblich, bereits um 7 Uhr, war ich wieder auf meiner so geliebten Schotterstrasse. Normalerweise nutze ich die Zwischenstopps immer aus und gönne mir vorm Start ein ordentliches Frühstück in einem Restaurant, die aber nie vor 8 Uhr aufmachen. Doch mir war bewusst, dass der kommende Abschnitt durch die "Wind River" Bergkette, extrem lang sein würde... da zählt jede Stunde! Sieben Tage Essen im Rucksack war mehr als nur deutlich zu spüren, doch als Thru-hiker ignoriert man das ganz geschickt und im ignorieren von Schmerzen bin ich mittlerweile Profi.

Nach drei Stunden wäre der offizielle Trail zum ersten Mal in eine leichten Bergkamm abgebogen, doch ich entschied mich auf der Schotterstrasse weiter zu marschieren, denn so sparte ich mir drei Meilen und 500 Höhenmeter.
500 Meter??? Was soll das? Ich hab bereits über 75.000 Höhenmeter hinter mir und jetzt verscheucht mich dieser kindische Anstieg!?!
Irgendwie wurde mir schlagartig bewusst, dass ich schon seit Wochen nur nach Abkürzungen suchte. Natürlich geht es bei diesem Thru-hike prinzipiell darum, von Mexiko nach Kanada zu gelangen, aber muss ich anfangen den CDT zu meiden?
Vor lauter Schmerzen war ich an einem Punkt angekommen, an dem ich anfing, den CDT zu hassen und ihm bestmöglich aus dem Weg zu gehen... das hat er nicht verdient!

Plötzlich stand ich nun da auf meiner Schotterstrasse, mit Blick auf die traumhaften Berge (die ich doch eigentlich so liebe) und hatte keine Energie mehr. Ich war leer... geistig und körperlich. Ich stand da für 15 Minuten, starrte einfach nur gerade aus und setzte nicht einmal den Rucksack ab.

Was waren meine Optionen?
1. 25 Meilen zurück zum Highway? Nein, ich geh prinzipiell nie zurück!
2. 30 Meilen weiter zu einer Lodge wo sicher Touristen sind? Wieso nicht.
3. Auf dieser Schotterstrasse sitzen bleiben und auf ein Auto warten? Sinnlos, auf diesen Nebenstrassen gibt es so gut wie keinen Verkehr.

Innerlich hatte ich mit dem Trail abgeschlossen, doch ich war mitten in der Einöde und so musste ich weiter. Also wieder Musik ins Ohr und immer gerade aus... ein Schritt nach dem anderen.
Zwei Minuten später fuhr ein Vater mit seinem Sohn vorbei... "Können wir dir helfen?"

Ich stand völlig angewurzelt da. "Ja - eigentlich aber nein". Wenn ich jetzt meinen Rucksack absetze, ist es vorbei, dann bin ich off-trail, dann war alles umsonst. Der Typ hatte echt Geduld, denn ich stand sicher 2-3 Minuten nur da und schwieg... dann wuchtete ich mein Zeug auf die offene Ladefläche seines Pickup, setzte mich auf die Rückbank und fuhr plötzlich mit 50km/h Richtung Süden anstatt mit 5km/h nach Norden zu wandern... aus und vorbei.


Mittlerweile sind zwei Tage vergangen und ich kann wieder lachen, denn es ist schön wenn man Ziele vor Augen hat... nächstes Jahr werd ich zum CDT zurückkehren!

Happy Trails :-)

Samstag, 26. Juli 2014

Das große Becken

Rawlings (1.425mi) - Atlantic City (1.537mi/2.458km)

Irgendwie fühl ich mich wie auf einer Achterbahn...
In New Mexico hatte ich ja hauptsächlich Wüste (zumindest solange bis mich der Hagelsturm erwischte), dann kamen die ewig langen Tage im Schnee von Colorado und all die Berge und kaum überschreite ich die Grenze zu Wyoming bin ich wieder in der Wüste mit dem Blick auf weitere verschneite Berge!!!
Irgendwie kommt mir vor, der CDT kann sich nicht entscheiden!!!
Oder anders formuliert... Wie hat es Colorado zwischen all die Steppe und Wüste hinein geschafft?

Raus aus Rawlings war echt nicht leicht. So richtig einladend ist die Gegend nicht gerade! Staubig, heiß, windig und sehr monoton... eine wahre Einöde!


Spätesten da war mir klar, ich bin im "Great Divide Basin" angekommen. Dieses Becken liegt in der "Red Dessert", umringt von diversen Gebirgsketten und stellt eine ganz besondere Ausnahme dar. Der Regen, der hier fällt, fließt weder in den Atlantik, noch in den Pazifik... er verdunstet!




Viel Abwechslung boten die letzten Tage wirklich nicht. Mit viel Musik im Ohr habe ich Meile für Meile entlang der Schotterstraßen abgespult. Die Bäche sind zwar mittlerweile alle trocken, doch die meisten Quellen sind für die  vielen Rinderherden professionell eingefasst und sehr verlässlich!
Ihr denkt wahrscheinlich, dass New Mexiko die große Herausforderung bezüglich Hitze war, doch da bin ich ja im April und Mai durch. Jetzt ist es Ende Juli in Wyoming und ich hab 35 Grad ohne einen Millimeter Schatten!!!
Uhfza ist da fast kein Ausdruck, doch zum Glück weht ein stetiger Wind und heute hab ich sogar Unterschlupf unter einer Brücke gefunden, doch da war ich schon fast in Atlantic City angekommen.

Lange Pausen mach ich da keine und so konnte ich meine längsten Tage absolvieren. Vorgestern hatte ich meinen ersten "echten" 60km-Tag (37,5mi), mit meiner Nachtwanderung hatte ich bereits einen zusammengestückelten. Da weiß man nach 11,5 Stunden reiner Gehzeit, dass man was geleistet hat!

Atlantic City ist wirklich ein Kaff. 25 Einwohner und zwei Bars! Ab morgen geht's in den längsten Abschnitt am CDT, 172mi/275km durch die "Wind River Ranche" (im Bildhintergrund). Die "leichten" Schotterstraßen sind wieder vorbei und ich muss durch verschneite Berge... sozusagen geht's auf der Achterbahn wieder rauf!
7 Tage Essen ziehen meinen Rucksack erbarmungslos Richtung Boden.

Übrigens... jedes Mal, wenn ich denke es wird leichter, zeigt sich der CDT von seiner "netteren" Seite... vorgestern haben die Reisverschlüsse bei meinem Zelt ihren Geist aufgegeben!!! Hab ich schon erwähnt, dass es Mosquitos gibt?!?!

Bis in ca. 7 Tagen!
Happy Trails :-)