Sonntag, 24. April 2016

Back in the USA!

Als mich der Zollbeamte gefragt hat, ob ich in letzter Zeit schon mal in den USA gewesen war, musste ich direkt ein wenig schmunzeln... seit 2012 ist es bloß das VIERTE Mal... hehe!
Obwohl sie es mir diesmal gar nicht so leicht gemacht wurde:
Rattlebee (in Zukunft einfach nur RB genannt) und Stride mussten fast eine Stunde auf mich warten, bis ich es endlich zum Gruppenfoto geschafft hatte...
Zuerst einmal saß RB in Reihe 02 und ich 46 (der Allerletzten), wodurch ich natürlich im Stau stecken blieb. Dann kam ich mit dem automatischen Selbstregistrierungs-Computer in Konflikt, welcher 5 Finger von mir gescannt haben wollte und so stand in der nächsten Schlange an. Bis ich bei meinem Zollbeamten dran kam, benötigte dieser zuvor noch 3 verschieden Dolmetscher, nebenbei wurden zwei Personen abgeführt, ihre Pässe verschwanden in roten Umschlägen und eine türkische Großfamilie trieb alle zur Verzweiflung,... doch bei mir ging dann alles gut.
Bei der Gepäckkontrolle wurde ich dann plötzlich auch noch raus gefischt und mein Pass landete in einem blauen Umschlag... Schock! Meine Sachen wurden peinlich durchsucht, die Dose Kernöl und sonstige Geschenke nicht einmal gesehen und ich durfte endgültig in den USA einreisen!!!

Stride und ihr Ehemann Hunter haben uns aufs Freundlichste empfangen und RB und ich könnten uns keinen besseren Platz für unsere Vorbereitungen wünschen. Unzählige Packerl warteten bereits darauf nach Wochen endlich geöffnet zu werden und ich musste natürlich gleich einmal meine neue Regenausrüstung anprobieren... wirklich fesch würd ich sagen, oder?



Als Höhepunkt der äußerst entspannten Vorbereitung ging es gestern noch zu einem Baseballspiel der Atlanta Braves gegen die New York Mets mit anschließendem Feuerwerk, dass extra nur für uns um einen Tag verschoben wurde... vielleicht war aber auch das Regenwetter vom Vortag dafür ausschlaggebend ;-)

Die Ausrüstung ist kontrolliert, das Zelt geflickt und der nagelneue Rucksack aller überflüssigen Sachen entledigt. Jetzt heißt es nur mehr Essen kaufen und los geht's!!!
RB und ich werden es am Anfang gemütlich angehen und erst einmal abwarten wie sein lädierter Knöchel mit dem AT zurecht kommt. Unser Freund Shutterbug hingegen gibt seit letztem Montag Vollgas, wahrscheinlich mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass wir ihn zu schnell einholen würden... hehe!
Wohin mein Computer geschickt wird, werd ich erst später am Nachmittag überlegen, doch der nächste Blog wird sicher nicht allzu lange auf sich warten lassen... es besteht ja auf immer wieder die Möglichkeit via Smartphone.

Morgen Montag geht nun das Abenteuer AT tatsächlich los (wenn mir das einer vor 4 Jahren am PCT jemand gesagt hätte!!!) und freu mich Euch allen wieder ein paar spannende Geschichten über das Leben eines Weitwanderers zu erzählen.

Happy trails :-)

Mittwoch, 13. April 2016

Ich bin bereit

In nicht einmal zwei Wochen beginnt mein neues Abenteuer und zugleich der dritte und letzte Teil der "Triple Crown"... der Appalachian Trail!

Die letzten Wochen und Monate sind erneut rasant vergangen. Seit Weihnachten läuft ja meine Vorbereitung immer mehr auf die heiße Phase zu, in der ich nun endgültig angekommen bin. Eigentlich ist sie schon vorbei, denn jetzt geht es nur mehr darum, zu Hause alles ordentlich zu hinterlassen... in 9 Tagen sitze ich im Flieger.

In den ersten Monaten dieses Jahres habe ich Tag für Tag im Fitnesscenter schön brav meine Grundausdauer wieder auf das richtige Niveau gehoben und mein Körpergewicht auf das hoffentlich ausreichend niedrige Niveau gesenkt... viel Zeit, die sich aber gelohnt hat.
Den Feinschliff gab es jetzt dann seit Ostern bei traumhaften Ausflügen und Wanderungen in der Natur der schönen Steiermark. Ausgehend vom Grazer Becken mit meinen Standard-Rundwegen über Schöckl und Plabutsch, ging es unter anderem in die von mir so lange vergessene Raabklamm und vor allem auf mehreren Erkundungstouren in die Südoststeiermark.
Den krönenden Abschluss gab es nun gestern bei traumhaftem Frühlingswetter bei einem Marsch von Graz nach Trautmannsdorf... 65km in gut 13 Stunden! Der "Muscle Memory Effect" funktioniert wieder, d.h. meine Füße wissen erneut was sie tun müssen, um unzählige Kilometer zu fressen.
Ich würde sagen, ich bin bereit!!!
Ruine Gösting
Raabklamm
Vulkanland 
Riegersburg
Die kommenden Tage werd ich mich noch durch diverse Abschiedsessen "kämpfen", denn auch die Disziplin des Vielfressens muss wieder geübt werden :-) Schokolade gibt es aber erst in den USA!

Meine neueste Wanderausrüstung wie zum Beispiel ein neuer Rucksack (der alte war doch zu sehr durchgewetzt) wartet auch schon auf mich, nämlich bei Wanderkollegin "Stride" in Atlanta/Georgia. Sie empfängt Rattlebee und mich nächstes Wochenende und wird uns dann am 25. zu unserem Startpunkt bringen. Weiters wird sie meine/unsere Versorgungs-Ansprechperson für den Trail sein und ich werde zum ersten Mal ohne die Familie Kunrath auskommen, da ein Besuch an der Ostküste in Portland ein zu großer Umweg wäre.

Apropos Wanderausrüstung, das Wichtigste hätte ich beinahe vergessen...
2016 wird sicher ein gutes Jahr, denn ich habe wieder meine ach so geliebte gelbe Wanderhose der Marke Montura in der richtigen Größe gefunden!!! Sie war ewig vergriffen, doch plötzlich habe ich doch noch ein einzelnes Exemplar online gefunden... Yippie Yah Yei!!!

Somit steht einem guten Start nichts mehr im Wege und ich freu mich schon aus Georgia, dem ersten meiner 14 Bundesstaaten, zu berichten!

Bis bald und...
Happy trails :-)

Dienstag, 23. Februar 2016

Appalachian Trail 2016

Über fünf Monate sind bereits vergangen, seit ich ein weiteres Mal die kanadische Grenze zu Fuß erreicht habe und es geht mir bestens!!!
Während der letzten zwei Jahre entlang des CDT habe ich unzählige Wanderkollegen stets zu einem Thema befragt... deren Meinung und Erfahrungen über den Appalachian Trail. Nicht ohne Grund habe ich bisher mein Augenmerk auf die pure Wildnis und herausfordernde Einsamkeit entlang des PCT und CDT konzentriert, ich wollte stets das große Natur-Abenteuer!
Doch es gibt nun eben einmal diesen dritten Weg - den Appalachian Trail - das letzte Puzzlestück zur Triple Crown. Ich beschreibe den AT gerne als amerikanischen Jakobsweg, er ist der älteste, bekannteste und überlaufenste Weihwanderweg der USA und man könnte ihn wohl eher als Sozial-Abenteuer angesehen!
Einen Spruch habe ich über die Jahre hinweg immer wieder gehört... "Entweder versucht man einen oder alle drei Wege, keiner gibt sich mit nur zwei zufrieden!" Und ich habe beschlossen, diese Regel zu befolgen!
Am 25. April geht's los... AT ich komme!!!



Die Appalachen sind im Vergleich zu relativ jungen Gebirgsketten wie den Alpen oder den Rocky Mountains, das älteste Gebirge der Welt und heute so weit erodiert, dass nur wenige Gipfel eine Höhe von 1.200m erreichen. Der Clingmans Dome mit seinen 2.025m als höchster Punkt des AT kann nicht wirklich mit den gewaltigen 4.000er-Gipfeln der Sierra Nevada und der Rocky Mountains mithalten, umso mehr überrascht es, dass mich am 3.500km langen Appalachian Trail die meisten Höhenmeter aller Triple Crown Wege erwarten werden. Waren es beim PCT über 140.000m, beim CDT gut 130.000m, werden es beim AT wohl an die 200.000m werden!!! Das konstante Auf und Ab wird in Summe eine wahre Herausforderung für meine Knie werden!

Anstatt Einsamkeit und extrem Landschaften wie Wüsten oder Hochgebirgen, wird der AT - auch "Grüner Tunnel" genannt - durch endlose Waldgebiete und eine illustre Runde an Wanderern geprägt. Unzählige Versorgungsmöglichkeiten  und der enorme Wasservorrat an der Ostküste der USA erlauben es mir jedoch, das Zusatzgewicht für Essen und Wasser markant zu reduzieren, um mein Gesamtgewicht "knieschonend" leicht zu halten.

Die größte Herausforderung wird der Regen und die Insekten werden. Auch wenn ich letztes Jahr am CDT bereits die Rechnung für meinen perfekt Wetter am PCT 2012 präsentiert bekommen habe, wird mich der nervigste Dauerregen, den man sich vorstellen kann, erwarten! Hinzu kommt dann der übliche Albtraum an Moskitos, unterstütz von  einer Plage an Zecken!

Am CDT gab es zuletzt an die 200 Thru-hiker... am AT werden heuer über 3.000 erwartet, hinzu kommt eine große Menge an Sektionswanderen und Tagesausflüglern. Ich werde also nie wirklich alleine unterwegs sein und da hab ich mir gedacht, ich schließ mich gleich mit ein paar guten alten Freunden zusammen.
Gemeinsam mit "Rattlebee" werde ich nun Ende April das Abenteuer AT in Angriff nehmen und versuchen, unseren Freund "Shutterbug", der eine gute Woche vor uns startet, einzuholen. Ziel ist es, dass "The Three Stooges" gemeinsam Ende August am Mount Katahdin als Triple Crowner ankommen!

In 60 Tagen geht es los und die Vorbereitungen laufen auf vollen Touren. Die Achillessehnen und Wadenmuskulatur haben sich perfekt regeneriert und meine Knie bisher jegliche Tests bestanden. Meinem fast täglichen stundenlangen Aufbautraining im Fitnesscenter werden nun die Trainingseinheiten in der Natur folgen, um sich wieder an die Kilometer-Fresserei zu gewöhnen!

Ich halte euch auf dem Laufenden...
Happy trails :-)

Dienstag, 3. November 2015

Das war mein CDT!

Mittlerweile sind gut eineinhalb Monate vergangen, seit ich gemeinsam mit #2 die kanadische Grenze und somit mein großes Ziel - CDT thru hike - erreicht habe und der Alltag hat mich wieder. Im "normalen Leben" anzukommen, ist wahrscheinlich die größte Hürde für jeden Weitwanderer, denn nach Monaten in der amerikanischen Wildnis ist es nicht leicht, das Zelt gegen ein Bett und die unzähligen Bäume gegen parkende Autos zu tauschen. Obwohl das mit dem Bett gar nicht so schwer war ;-)

Blicke ich auf mein heuriges Abenteuer zurück, kann ich nur sagen... einfach genial!


Das Projekt CDT hat mich ja jetzt doch die letzten 2,5 Jahre beschäftigt und mein Leben geprägt. Mit allen Höhen und Tiefen war der Continental Divide Trail mein mit Abstand größtes Abenteuer und ich bin dankbar für jede einzelne Minute. Ich habe viele neue Freunde finden dürfen und bin mir auch selbst wieder ein Stück näher gekommen. Auch wenn mich dieser Trail vor allem körperlich gefordert hat, entscheidet ausschließlich die mentale Stärke über Sieg oder Niederlage! 2014 half mir der CDT aus meinem tiefen Loch, in welches ich nach dem Pacific Crest Trail gefallen bin, heraus zukommen. Dies hat rückblickend mehr Wert als ein erfolgreicher Thru-hike, für den ich letztes Jahr schlussendlich einfach zu wenig Energie hatte. Man kann sich alles schön reden, doch die Kraft, die man für so einen Weitwanderweg benötig, muss bereits vor dem Start vorhanden sein. Heuer gab es für mich keinen Zweifel am Erfolg, auch wenn es mir die Wetterbedingungen nicht leicht gemacht hatten. Mit genügend Gelassenheit überstand ich auch meine einwöchige Ruhepause um meinem Körper genug Erholung vom Schneechaos zu geben und hatte stets nur ein Ziel vor Augen... Kanada!


Es gibt fast keinen Thru-hiker, der nicht mindestens einmal pro Woche einen Punkt erreicht, an dem er eigentlich genug vom Wandern hat. Doch wir tun es dann eben doch nicht... zu groß ist die Befriedigung wenn man es zur nächsten Stadt geschafft hat... und zur nächsten... und zur nächsten.
Die kleinen Dinge sind es, die einen weitertreiben! Für mich war es heuer ein Bild, welches mich stets begleitete. Das Zielfoto meiner Wanderfreunde Stride, Rattlebee und Shutterbug vom letzten Jahr, die mich symbolisch bis zum Grenzstein getragen hatten... heuer lag es an mir, diesen wirklich zu erreichen!


Ebenso bestätigte sich ein weiteres Mal, dass der Zusammenhalt der Wanderer untereinander am CDT um einiges größer ist als am PCT. Ich war weniger als 30% der Tage und Nächte alleine unterwegs - am PCT waren es noch ca. 80% - und konnte meine "soziale Ader" stärken, indem ich sogar mehrmals Hotelzimmer mit Wanderfreunden teilte. Dies liegt eindeutig daran, dass der CDT mit ca. 200 Wanderern pro Jahr um einiges weniger "überfüllt" ist. Vor drei Jahren am PCT waren wir noch ungefährt 800 Thru-hiker, dieses Jahr ließ das Buch "Wild" und der darauf folgende Film die Anzahl auf über 3.500(!) schnellen und zerstörte die idyllische Weitender-Atmosphäre. Hoffentlich wird nie ein Buch über den CDT veröffentlich... außer der Autor kommt aus Österreich ;-)

Nach dieser grandiosen Saison fehlt jetzt nur mehr ein Ziel... der "Appalachian Trail" und die damit verbundene "Tripple Crown". Die Planung läuft bereits fürs nächstes Jahr :)
Davon jedoch später...


Vorerst gibt es einmal eine Winterpause, die jedoch nicht lange andauern wird. Ein weiteres Mal ein riesiges Dankeschön an alle treuen Leser meines Blogs - und niemals vergessen... jeder Schritt zählt und kann ein Leben verändern! Vor dem Trail ist nach dem Trail :)


Happy trails :-)

Dienstag, 15. September 2015

Finale im Paradies

Etappe 28 - East Glacier (~2.442mi) - Kanada (~2.557mi)

Wie oft habe ich dieses Jahr von schlechtem Wetter berichtet? Gewitterstürmen, Starkregen, Hagel, Schnee und dichte Rauchschwaden wegen der unzähligen Waldbrände, waren stets verlässliche Begleiter während der vergangen 4,5 Monaten. Irgendwann hat Mutter Natur jedoch beschlossen, mir  eine Pause von alledem zu gönnen und dieser Moment hätte nicht besser gewählt sein können.
Die vergangen 6 Tage im Glacier National Park waren mit Abstand das Highlight meines Abenteuers.  Tage zuvor wälzte sich noch der erste große Herbst-Schneesturm durch den Park und Bilder sowie Videos von Wanderfreunden ließen mich erschaudern. Mein guter Freund Sanjay musste durch hüfttiefen Neuschnee stapfen um in Richtung Kanada zu gelangen und hatte keinerlei Fernsicht entlang der letzten zu überwindenden Berge.

#2 und Ich hatten einen sehr, sehr positiven Wetterbericht vor uns und starteten somit die Schlussetappe äußerst positiv gestimmt. Kaum hatten wir die Parkgrenze überschritten, wurden wir auch gleich mit großartigen Tierbeobachtungen belohnt. Innerhalb von 30 Minuten sahen wir 4 Schwarzbären und einen Grizzly und 4 Dickhornschafe (Bighorn Sheep). Die Bären waren alle ganz brav und sind entweder von uns davon gelaufen oder ganz weit weg gewesen. Die Schafe waren völlig unbeeindruckt von uns nur leider sind die Fotos nicht wirklich scharf geworden. Gegen Nachmittag erreichten wir die Ranger Station am Two Medicine Lake, wo uns der Ranger gleich einmal mitteilte, dass all unsere Wunsch-Campingplätze belegt seien. Somit stoppten wir an diesem Tag bereits nach 10 Meilen, hatten am nächsten Tag gerade einmal 16mi vor uns und mussten dann 30er Tage einlegen um weiter zu kommen. Nicht ganz nach unserem Geschmack, doch Nichts konnte unsere gute Laune trüben!

Kollege Malarkey hatte mir bereits vor Wochen vom "Dawson Pass" vorgeschwärmt... dies sei sein absoluter Lieblingsplatz im Glacier Nationalpark. Und was soll ich sagen bzw. schreiben... er hatte so recht!!!
Dieses Panorama war Belohnung genug für all die Strapazen!!!




Und es ging im gleichen Rhythmus weiter. Wir mussten sogar noch ein letztes Mal eine Ersatzroute wählen. Am Südwesten des riesigen St. Mary Lakes tobte heuer wohl das kräftigste Feuer der Saison. Grosse Teile des Parks und die berühmte Going-To-The-Sun-Road waren für Wochen gesperrt und stellten das größte Fragezeichen für eine ordnungsgemäße Beendigung meiner Wanderung für mich dar. Das Feuer ist mittlerweile durch starke Regenfälle erloschen, doch im Erdreich gibt es noch einen Schwelbrand, der erst im laufe des Winters sein Ende finden wird. Wir mussten somit östlich um den See herum, durften aber zu Fuß die Going-To-The-Sun-Road benutzen.


Viel Vergnügen bereiteten auch mehrere kleine Hängebrücken. Wie kleine Kinder standen #2 und Ich in der Mitte und schaukelten herum... man muss den Luxus von trockenen Schuhen in einem Nationalpark natürlich auskosten :-)


Was jedoch diesen gesamten Schlussabschnitt so besonders machte, waren die herbstlichen Farben - der "Indian Summer" hatte eingesetzt - Sträucher und Laubbäume leuchteten plötzlich in knalligen Gelb- und Rottönen... wir waren im Paradies angekommen!




Am vorletzten Tag zog Morgennebel über unseren Campingplatz hinweg. Es dauerte nicht lang bis wir diesen am letzten großen Anstieg durchbrachen und sich ein Wolkenmeer der ganz besonderen Art auftat. Immer wieder umhüllten uns die Wolken, nur um uns wenige Minuten später wieder frei zu geben. Ich bin mir relativ sicher, dass ich auf diesem Meer aus Watte nach Kanada hätte schwimmen können, doch ich habe es dann doch nicht probiert ;-)



Wir genossen definitiv die Tage und hatten stets genug Zeit die Aussicht so richtig zu genießen!


Und dann begann die wahre Countdown... das letzte Mal im Zelt schlafen, ein letztes Mal Alles mit System im Rucksack verstauen, ein letztes Mal den Morgen mit einem ungesunden Zuckerschub beginnen.
Nach bereits 5km erreichen wir Waterton Lake, jenen See der dem kanadischen Nationalpark seinen Namen verleiht und uns eindeutig signalisierte... "Wir sind am richtigen Weg!!!" ... auf halber Strecke entlang des Ufers würden wir die Grenze zu Kanada überschreiten. Keine Menschenseele störte unseren Moment... unseren letzten Tag. Dichter Bodennebel begleitete uns auf den letzten 7 Kilometern - den letzten 7 von ungefährt 4.100 - wir wollten es nicht so recht glauben.



Am 25. April 2014 hatte meine Reise begonnen... fand nach 94 Tagen am 28. Juli 2014 ein ungeplantes Ende... startete erneut am 24. April 2015 und wurde am 14. September 2015 um 11:15 Uhr Ortszeit vollendet. 238 Tage und ca. 6.400 Kilometer habe ich nun in Summe am Continental Divide Trail zurückgelegt und kann mich ab nun mit dem Titel "Erster österreichischer CDT Thru-Hiker" schmücken... ich bin zufrieden :-)





Kurze Geschichte am Rande: Am kleinen Foto, welches ich am kanadischen Grenzstein in der Hand halte, kann man bei genauerem Hinsehen drei Wanderkollegen vom letzten Jahr erkennen, die mich nach meiner Aufgabe symbolisch in Form von einer langen Hose und einer Banane bis nach Kanada trugen. Ich hatte dieses Foto stets bei mir und konnte den Kreis erfolgreich schließen.

Ein riesiges Dankeschön für die großartige Unterstützung, die ich von so vielen unterschiedlichen Seiten bekommen habe. Ohne Familie und Freunde wäre ich gestern nicht an diesem Punkt angekommen!

"Embrace the brutality" ist der amerikanische Leitspruch dieses Wanderweges. Ich bevorzuge lieber den Ausdruck "Embrace the trail", was soviel bedeutet wie "Umarme und huldige den Weg"... und dies werde ich für immer und ewig tun!

Happy trails :-)

Montag, 14. September 2015

Kanada!!!

Kanada, da bin ich!!!
Heute Montag, den 14. September 2015, um 11:15 Uhr habe ich die Grenze zu Kanada überschritten. Ich bin überglücklich mein Projekt "CDT", welches mich nun die letzten 2,5 Jahre beschäftigt hat, erfolgreich beendet zu haben :-)
Der genau Bericht der letzten Tage folgt in kürze...


Dienstag, 8. September 2015

Die Umleitung

Etappe 27 - Umleitung: Lincoln/Rogers Pass (~2.297mi) - East Glacier (~2.442mi)... noch ca. 115mi

Nicht gerade mit der positivsten Stimmung sind MIJ, #2 und Ich von Dick, dem Besitzer des Motel in Lincoln, letzten Dienstag zurück zum Rogers Pass gebracht worden. Immerhin würden wir eines der Highlights des gesamten CDT - die Bob-Marshall-Wilderness - sprichwörtlich links liegen lassen und auf Strassen weiträumig umgehen. Zum Zeitpunkt unserer Strassenwanderung waren noch immer über 20 Großbrände aktiv und keine Besserung in Sicht.
Unser nordirischer Kollege Malarkey, der diesen Abschnitt bereits vor 2 Jahren absolviert hatte, sah keinen Sinn in einem Marsch von über 230km entlang von diversen Asphalt und Schotterstrassen, sodass er kurzerhand beschloss, per Anhalter nach East Glacier zu stoppen.

Strassen-Kilometer sind der reinste Albtraum. Nicht so sehr, weil der Untergrund (egal ob Asphalt oder Schotter) sehr hart ist, sondern weil der Bewegungsablauf stets der selbe ist und vor allem eine äußerst vereinfachter. Mann muss nicht viele  unterschiedliche Muskeln betätigen, um nur gerade aus zu laufen! Am Ende eines relativ langen Tages resultiert dies dann in Krämpfen und Verspannungen aller Art.




Viel Abwechslung gab es nie. Wie immer säumten Kühe unseren Weg und einmal mehr wurden wir erinnert, in Montana unterwegs zu sein... dem Bundesstaat der Cowboys und seiner Pferde. 



Der einzige Vorteil dieser Tortur ist die relativ gute Versorgung entlang der Strassen. Auch wenn das Thema Wasser eher spärlich abgedeckt wird, kommt man zumindest fast jeden Tag in einer Kleinstadt vorbei und ersetzt dieses dann durch Bier... was vor allem meine Kollegen bevorzugten :)
Am Ende des zweiten Tages kamen wir nach Bynum mit 12 Einwohnern das kleinste Kaff unserer Umleitung und das Wetter hatte bereits eine ordentliche Kehrtwendung vollzogen. Von anfänglich fast wolkenlosen 30 Grad waren wir bei Nieselregen und 10 Grad angekommen. Bynum bedeutet auch, dass man sich im Kerngebiet der Dinosaurier-Funde von Montana befindet. Dies wird durch ein niedlich kleines Museum veranschaulicht (welches natürlich schon geschlossen hatte) und neben dem Postamt und einer Bar die Hauptstrasse darstellt.




Die Bar hatte tatsächlich offen und bot uns Wärme, Essen und Bier. Wenig später fanden wir heraus, dass die nette Lady hinter der Bar gleichzeitig die Lehrerin des Ortes ist (JA, irgendwo hat sich noch eine Schule versteckt, die wir nicht sehen konnten!). Auf unsere leise Frage hin, wo wir uns denn heute zum Schlafen vorm Regen schützen könnten, meinte sie nur "Das Foyer der Post ist stets offen". Mehr Einladung bedurfte es nicht und wir platzierten uns im örtlichen Postamt, in dem man jedoch das Licht leider nicht ausschalten konnte ;) 

Der nächste Tag war dann eine richtige Herausforderung. Es hatte auf unter 5 Grad abgekühlt, der Nieselregen wurde zu einem richtigen Dauerregen und der Wind blies uns frontal ins Gesicht. Zum Glück hatten wir nur etwas mehr als 30km zur nächsten Ansiedelung. Dort angekommen waren wir nass bis auf die Knochen (irgendwann gibt jede Regenbekleidung auf) und völlig durchgefroren. Dupuyer (ebenso unaussprechlich) hatte erneut eine Bar und sogar 23 Einwohner aufzuweisen. Umso erstaunter waren wir, als wir herausfanden, dass die Bar ebenso ein Motel mit einschließt. Nach einer schnellen Stärkung hatten wir auch gleich unsere Zimmer bezogen und der Tag fand ein glückliches und warmes Ende!
Am kommenden Morgen war dann die Wetterlage noch trostloser und es kostete uns keine Minute Überlegungszeit um zu beschließen, einen ZERO einzulegen!!! Zimmer, Essen und TV!!!



Mittlerweile ist es echt anstrengen Energie zu generieren... vor allem mental. Am kommenden Tag ging es aber wie immer weiter und wir waren froh, dass der Regen ein Ende gefunden hatte auch wenn der Wind noch mehr auffrischte. Einmal war der Eine vorne, dann wieder der Andere! Leider war es so windig und damit laut, dass ich keine Chance hatte einem Hörbuch zu lauschen, sondern nur meinen Kollegen beim Marschieren zuschauen konnte.



Endlich kamen wir denn Berge wieder näher. Ehrlich gesagt war es ganz schön beeindruckend die Gebirgsketten des Nationalparks von der Ferne zu sehen. Hinzu kam, dass man gut die verbrannte Erde des lokal Waldbrandes sah und die Gipfel zusätzlich durchgehend von Schnee bedeckt waren! Es wäre ja heuer auch ein Wunder gewesen, hätte es der Wettergotte plötzlich gut mit mir gemeint. Da aber in dieser Region mit Schnee ab September zu rechnen ist, störte dies meine Laune nicht wirklich. Umso mehr hoffe ich, dass die Szenerie für den Zieleinlauf damit umso beeindruckender wird.



Mit East Glacier habe ich nun meinen offiziell letzten Versorgungspunkt erreicht auch wenn es im Park noch ein oder zwei Stellen zur kurzen Erholung geben wird. Zur Zeit plane ich gemeinsam mit #2 gerade die letzten Tage durch den Glacier Nationalpark. Ein kleiner Teil des Trails ist noch immer gesperrt auch wenn es nicht mehr akut brennt, doch dieser Umweg sollte auch kein Hindernis mehr darstellen. Die endgültige Strategie können wir aber erst morgen fixieren, wenn wir den Park tatsächlich betreten und bei der Ranger Station unsere Campingplätze festlegen. MIJ ist bereits aufgebrochen, um Kanada über einen etwas kürzeren Weg am "normalen" Grenzübergang zu erreichen. #2 und Ich werden den Park diagonal durchqueren und die grüne Grenze am Waterton Lake überschreiten... immerhin steht ja auch dort das offizielle Monument des CDT. Plan ist es nun  im Laufe des Tages am 14. September in Kanada anzukommen.... nur mehr 6 Tage :)))))


Happy trails :-)