Dienstag, 8. September 2015

Die Umleitung

Etappe 27 - Umleitung: Lincoln/Rogers Pass (~2.297mi) - East Glacier (~2.442mi)... noch ca. 115mi

Nicht gerade mit der positivsten Stimmung sind MIJ, #2 und Ich von Dick, dem Besitzer des Motel in Lincoln, letzten Dienstag zurück zum Rogers Pass gebracht worden. Immerhin würden wir eines der Highlights des gesamten CDT - die Bob-Marshall-Wilderness - sprichwörtlich links liegen lassen und auf Strassen weiträumig umgehen. Zum Zeitpunkt unserer Strassenwanderung waren noch immer über 20 Großbrände aktiv und keine Besserung in Sicht.
Unser nordirischer Kollege Malarkey, der diesen Abschnitt bereits vor 2 Jahren absolviert hatte, sah keinen Sinn in einem Marsch von über 230km entlang von diversen Asphalt und Schotterstrassen, sodass er kurzerhand beschloss, per Anhalter nach East Glacier zu stoppen.

Strassen-Kilometer sind der reinste Albtraum. Nicht so sehr, weil der Untergrund (egal ob Asphalt oder Schotter) sehr hart ist, sondern weil der Bewegungsablauf stets der selbe ist und vor allem eine äußerst vereinfachter. Mann muss nicht viele  unterschiedliche Muskeln betätigen, um nur gerade aus zu laufen! Am Ende eines relativ langen Tages resultiert dies dann in Krämpfen und Verspannungen aller Art.




Viel Abwechslung gab es nie. Wie immer säumten Kühe unseren Weg und einmal mehr wurden wir erinnert, in Montana unterwegs zu sein... dem Bundesstaat der Cowboys und seiner Pferde. 



Der einzige Vorteil dieser Tortur ist die relativ gute Versorgung entlang der Strassen. Auch wenn das Thema Wasser eher spärlich abgedeckt wird, kommt man zumindest fast jeden Tag in einer Kleinstadt vorbei und ersetzt dieses dann durch Bier... was vor allem meine Kollegen bevorzugten :)
Am Ende des zweiten Tages kamen wir nach Bynum mit 12 Einwohnern das kleinste Kaff unserer Umleitung und das Wetter hatte bereits eine ordentliche Kehrtwendung vollzogen. Von anfänglich fast wolkenlosen 30 Grad waren wir bei Nieselregen und 10 Grad angekommen. Bynum bedeutet auch, dass man sich im Kerngebiet der Dinosaurier-Funde von Montana befindet. Dies wird durch ein niedlich kleines Museum veranschaulicht (welches natürlich schon geschlossen hatte) und neben dem Postamt und einer Bar die Hauptstrasse darstellt.




Die Bar hatte tatsächlich offen und bot uns Wärme, Essen und Bier. Wenig später fanden wir heraus, dass die nette Lady hinter der Bar gleichzeitig die Lehrerin des Ortes ist (JA, irgendwo hat sich noch eine Schule versteckt, die wir nicht sehen konnten!). Auf unsere leise Frage hin, wo wir uns denn heute zum Schlafen vorm Regen schützen könnten, meinte sie nur "Das Foyer der Post ist stets offen". Mehr Einladung bedurfte es nicht und wir platzierten uns im örtlichen Postamt, in dem man jedoch das Licht leider nicht ausschalten konnte ;) 

Der nächste Tag war dann eine richtige Herausforderung. Es hatte auf unter 5 Grad abgekühlt, der Nieselregen wurde zu einem richtigen Dauerregen und der Wind blies uns frontal ins Gesicht. Zum Glück hatten wir nur etwas mehr als 30km zur nächsten Ansiedelung. Dort angekommen waren wir nass bis auf die Knochen (irgendwann gibt jede Regenbekleidung auf) und völlig durchgefroren. Dupuyer (ebenso unaussprechlich) hatte erneut eine Bar und sogar 23 Einwohner aufzuweisen. Umso erstaunter waren wir, als wir herausfanden, dass die Bar ebenso ein Motel mit einschließt. Nach einer schnellen Stärkung hatten wir auch gleich unsere Zimmer bezogen und der Tag fand ein glückliches und warmes Ende!
Am kommenden Morgen war dann die Wetterlage noch trostloser und es kostete uns keine Minute Überlegungszeit um zu beschließen, einen ZERO einzulegen!!! Zimmer, Essen und TV!!!



Mittlerweile ist es echt anstrengen Energie zu generieren... vor allem mental. Am kommenden Tag ging es aber wie immer weiter und wir waren froh, dass der Regen ein Ende gefunden hatte auch wenn der Wind noch mehr auffrischte. Einmal war der Eine vorne, dann wieder der Andere! Leider war es so windig und damit laut, dass ich keine Chance hatte einem Hörbuch zu lauschen, sondern nur meinen Kollegen beim Marschieren zuschauen konnte.



Endlich kamen wir denn Berge wieder näher. Ehrlich gesagt war es ganz schön beeindruckend die Gebirgsketten des Nationalparks von der Ferne zu sehen. Hinzu kam, dass man gut die verbrannte Erde des lokal Waldbrandes sah und die Gipfel zusätzlich durchgehend von Schnee bedeckt waren! Es wäre ja heuer auch ein Wunder gewesen, hätte es der Wettergotte plötzlich gut mit mir gemeint. Da aber in dieser Region mit Schnee ab September zu rechnen ist, störte dies meine Laune nicht wirklich. Umso mehr hoffe ich, dass die Szenerie für den Zieleinlauf damit umso beeindruckender wird.



Mit East Glacier habe ich nun meinen offiziell letzten Versorgungspunkt erreicht auch wenn es im Park noch ein oder zwei Stellen zur kurzen Erholung geben wird. Zur Zeit plane ich gemeinsam mit #2 gerade die letzten Tage durch den Glacier Nationalpark. Ein kleiner Teil des Trails ist noch immer gesperrt auch wenn es nicht mehr akut brennt, doch dieser Umweg sollte auch kein Hindernis mehr darstellen. Die endgültige Strategie können wir aber erst morgen fixieren, wenn wir den Park tatsächlich betreten und bei der Ranger Station unsere Campingplätze festlegen. MIJ ist bereits aufgebrochen, um Kanada über einen etwas kürzeren Weg am "normalen" Grenzübergang zu erreichen. #2 und Ich werden den Park diagonal durchqueren und die grüne Grenze am Waterton Lake überschreiten... immerhin steht ja auch dort das offizielle Monument des CDT. Plan ist es nun  im Laufe des Tages am 14. September in Kanada anzukommen.... nur mehr 6 Tage :)))))


Happy trails :-)

2 Kommentare:

  1. Hi BP!
    Das wird jetzt eine Siegeretappe!;-) Die Champs-Elysee des CDT....ok, wenn auch als Umweg...;-)
    Dann noch einmal viel Erfolg und dann viel Spaß beim Erholen und dem NFL-Spiel!Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen! (Kümmern uns dann auch um dein kulinarisches Wohl - so verhungert wie du immer wiederkommst kannst sicher ein paar Spätzle brauchen!:-)))...)
    glg, Steffi und Claus

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  2. Lieber Robert! Auf Deiner Karte sieht man, dass Du wohl HEUTE die Grenze zu Kanada überschreiten wirst. Großartig, was Du geleistet hast !! Alles Gute für die letzte Etappe und dann gute Heimkunft!
    Roswitha

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