Dienstag, 3. November 2015

Das war mein CDT!

Mittlerweile sind gut eineinhalb Monate vergangen, seit ich gemeinsam mit #2 die kanadische Grenze und somit mein großes Ziel - CDT thru hike - erreicht habe und der Alltag hat mich wieder. Im "normalen Leben" anzukommen, ist wahrscheinlich die größte Hürde für jeden Weitwanderer, denn nach Monaten in der amerikanischen Wildnis ist es nicht leicht, das Zelt gegen ein Bett und die unzähligen Bäume gegen parkende Autos zu tauschen. Obwohl das mit dem Bett gar nicht so schwer war ;-)

Blicke ich auf mein heuriges Abenteuer zurück, kann ich nur sagen... einfach genial!


Das Projekt CDT hat mich ja jetzt doch die letzten 2,5 Jahre beschäftigt und mein Leben geprägt. Mit allen Höhen und Tiefen war der Continental Divide Trail mein mit Abstand größtes Abenteuer und ich bin dankbar für jede einzelne Minute. Ich habe viele neue Freunde finden dürfen und bin mir auch selbst wieder ein Stück näher gekommen. Auch wenn mich dieser Trail vor allem körperlich gefordert hat, entscheidet ausschließlich die mentale Stärke über Sieg oder Niederlage! 2014 half mir der CDT aus meinem tiefen Loch, in welches ich nach dem Pacific Crest Trail gefallen bin, heraus zukommen. Dies hat rückblickend mehr Wert als ein erfolgreicher Thru-hike, für den ich letztes Jahr schlussendlich einfach zu wenig Energie hatte. Man kann sich alles schön reden, doch die Kraft, die man für so einen Weitwanderweg benötig, muss bereits vor dem Start vorhanden sein. Heuer gab es für mich keinen Zweifel am Erfolg, auch wenn es mir die Wetterbedingungen nicht leicht gemacht hatten. Mit genügend Gelassenheit überstand ich auch meine einwöchige Ruhepause um meinem Körper genug Erholung vom Schneechaos zu geben und hatte stets nur ein Ziel vor Augen... Kanada!


Es gibt fast keinen Thru-hiker, der nicht mindestens einmal pro Woche einen Punkt erreicht, an dem er eigentlich genug vom Wandern hat. Doch wir tun es dann eben doch nicht... zu groß ist die Befriedigung wenn man es zur nächsten Stadt geschafft hat... und zur nächsten... und zur nächsten.
Die kleinen Dinge sind es, die einen weitertreiben! Für mich war es heuer ein Bild, welches mich stets begleitete. Das Zielfoto meiner Wanderfreunde Stride, Rattlebee und Shutterbug vom letzten Jahr, die mich symbolisch bis zum Grenzstein getragen hatten... heuer lag es an mir, diesen wirklich zu erreichen!


Ebenso bestätigte sich ein weiteres Mal, dass der Zusammenhalt der Wanderer untereinander am CDT um einiges größer ist als am PCT. Ich war weniger als 30% der Tage und Nächte alleine unterwegs - am PCT waren es noch ca. 80% - und konnte meine "soziale Ader" stärken, indem ich sogar mehrmals Hotelzimmer mit Wanderfreunden teilte. Dies liegt eindeutig daran, dass der CDT mit ca. 200 Wanderern pro Jahr um einiges weniger "überfüllt" ist. Vor drei Jahren am PCT waren wir noch ungefährt 800 Thru-hiker, dieses Jahr ließ das Buch "Wild" und der darauf folgende Film die Anzahl auf über 3.500(!) schnellen und zerstörte die idyllische Weitender-Atmosphäre. Hoffentlich wird nie ein Buch über den CDT veröffentlich... außer der Autor kommt aus Österreich ;-)

Nach dieser grandiosen Saison fehlt jetzt nur mehr ein Ziel... der "Appalachian Trail" und die damit verbundene "Tripple Crown". Die Planung läuft bereits fürs nächstes Jahr :)
Davon jedoch später...


Vorerst gibt es einmal eine Winterpause, die jedoch nicht lange andauern wird. Ein weiteres Mal ein riesiges Dankeschön an alle treuen Leser meines Blogs - und niemals vergessen... jeder Schritt zählt und kann ein Leben verändern! Vor dem Trail ist nach dem Trail :)


Happy trails :-)

Dienstag, 15. September 2015

Finale im Paradies

Etappe 28 - East Glacier (~2.442mi) - Kanada (~2.557mi)

Wie oft habe ich dieses Jahr von schlechtem Wetter berichtet? Gewitterstürmen, Starkregen, Hagel, Schnee und dichte Rauchschwaden wegen der unzähligen Waldbrände, waren stets verlässliche Begleiter während der vergangen 4,5 Monaten. Irgendwann hat Mutter Natur jedoch beschlossen, mir  eine Pause von alledem zu gönnen und dieser Moment hätte nicht besser gewählt sein können.
Die vergangen 6 Tage im Glacier National Park waren mit Abstand das Highlight meines Abenteuers.  Tage zuvor wälzte sich noch der erste große Herbst-Schneesturm durch den Park und Bilder sowie Videos von Wanderfreunden ließen mich erschaudern. Mein guter Freund Sanjay musste durch hüfttiefen Neuschnee stapfen um in Richtung Kanada zu gelangen und hatte keinerlei Fernsicht entlang der letzten zu überwindenden Berge.

#2 und Ich hatten einen sehr, sehr positiven Wetterbericht vor uns und starteten somit die Schlussetappe äußerst positiv gestimmt. Kaum hatten wir die Parkgrenze überschritten, wurden wir auch gleich mit großartigen Tierbeobachtungen belohnt. Innerhalb von 30 Minuten sahen wir 4 Schwarzbären und einen Grizzly und 4 Dickhornschafe (Bighorn Sheep). Die Bären waren alle ganz brav und sind entweder von uns davon gelaufen oder ganz weit weg gewesen. Die Schafe waren völlig unbeeindruckt von uns nur leider sind die Fotos nicht wirklich scharf geworden. Gegen Nachmittag erreichten wir die Ranger Station am Two Medicine Lake, wo uns der Ranger gleich einmal mitteilte, dass all unsere Wunsch-Campingplätze belegt seien. Somit stoppten wir an diesem Tag bereits nach 10 Meilen, hatten am nächsten Tag gerade einmal 16mi vor uns und mussten dann 30er Tage einlegen um weiter zu kommen. Nicht ganz nach unserem Geschmack, doch Nichts konnte unsere gute Laune trüben!

Kollege Malarkey hatte mir bereits vor Wochen vom "Dawson Pass" vorgeschwärmt... dies sei sein absoluter Lieblingsplatz im Glacier Nationalpark. Und was soll ich sagen bzw. schreiben... er hatte so recht!!!
Dieses Panorama war Belohnung genug für all die Strapazen!!!




Und es ging im gleichen Rhythmus weiter. Wir mussten sogar noch ein letztes Mal eine Ersatzroute wählen. Am Südwesten des riesigen St. Mary Lakes tobte heuer wohl das kräftigste Feuer der Saison. Grosse Teile des Parks und die berühmte Going-To-The-Sun-Road waren für Wochen gesperrt und stellten das größte Fragezeichen für eine ordnungsgemäße Beendigung meiner Wanderung für mich dar. Das Feuer ist mittlerweile durch starke Regenfälle erloschen, doch im Erdreich gibt es noch einen Schwelbrand, der erst im laufe des Winters sein Ende finden wird. Wir mussten somit östlich um den See herum, durften aber zu Fuß die Going-To-The-Sun-Road benutzen.


Viel Vergnügen bereiteten auch mehrere kleine Hängebrücken. Wie kleine Kinder standen #2 und Ich in der Mitte und schaukelten herum... man muss den Luxus von trockenen Schuhen in einem Nationalpark natürlich auskosten :-)


Was jedoch diesen gesamten Schlussabschnitt so besonders machte, waren die herbstlichen Farben - der "Indian Summer" hatte eingesetzt - Sträucher und Laubbäume leuchteten plötzlich in knalligen Gelb- und Rottönen... wir waren im Paradies angekommen!




Am vorletzten Tag zog Morgennebel über unseren Campingplatz hinweg. Es dauerte nicht lang bis wir diesen am letzten großen Anstieg durchbrachen und sich ein Wolkenmeer der ganz besonderen Art auftat. Immer wieder umhüllten uns die Wolken, nur um uns wenige Minuten später wieder frei zu geben. Ich bin mir relativ sicher, dass ich auf diesem Meer aus Watte nach Kanada hätte schwimmen können, doch ich habe es dann doch nicht probiert ;-)



Wir genossen definitiv die Tage und hatten stets genug Zeit die Aussicht so richtig zu genießen!


Und dann begann die wahre Countdown... das letzte Mal im Zelt schlafen, ein letztes Mal Alles mit System im Rucksack verstauen, ein letztes Mal den Morgen mit einem ungesunden Zuckerschub beginnen.
Nach bereits 5km erreichen wir Waterton Lake, jenen See der dem kanadischen Nationalpark seinen Namen verleiht und uns eindeutig signalisierte... "Wir sind am richtigen Weg!!!" ... auf halber Strecke entlang des Ufers würden wir die Grenze zu Kanada überschreiten. Keine Menschenseele störte unseren Moment... unseren letzten Tag. Dichter Bodennebel begleitete uns auf den letzten 7 Kilometern - den letzten 7 von ungefährt 4.100 - wir wollten es nicht so recht glauben.



Am 25. April 2014 hatte meine Reise begonnen... fand nach 94 Tagen am 28. Juli 2014 ein ungeplantes Ende... startete erneut am 24. April 2015 und wurde am 14. September 2015 um 11:15 Uhr Ortszeit vollendet. 238 Tage und ca. 6.400 Kilometer habe ich nun in Summe am Continental Divide Trail zurückgelegt und kann mich ab nun mit dem Titel "Erster österreichischer CDT Thru-Hiker" schmücken... ich bin zufrieden :-)





Kurze Geschichte am Rande: Am kleinen Foto, welches ich am kanadischen Grenzstein in der Hand halte, kann man bei genauerem Hinsehen drei Wanderkollegen vom letzten Jahr erkennen, die mich nach meiner Aufgabe symbolisch in Form von einer langen Hose und einer Banane bis nach Kanada trugen. Ich hatte dieses Foto stets bei mir und konnte den Kreis erfolgreich schließen.

Ein riesiges Dankeschön für die großartige Unterstützung, die ich von so vielen unterschiedlichen Seiten bekommen habe. Ohne Familie und Freunde wäre ich gestern nicht an diesem Punkt angekommen!

"Embrace the brutality" ist der amerikanische Leitspruch dieses Wanderweges. Ich bevorzuge lieber den Ausdruck "Embrace the trail", was soviel bedeutet wie "Umarme und huldige den Weg"... und dies werde ich für immer und ewig tun!

Happy trails :-)

Montag, 14. September 2015

Kanada!!!

Kanada, da bin ich!!!
Heute Montag, den 14. September 2015, um 11:15 Uhr habe ich die Grenze zu Kanada überschritten. Ich bin überglücklich mein Projekt "CDT", welches mich nun die letzten 2,5 Jahre beschäftigt hat, erfolgreich beendet zu haben :-)
Der genau Bericht der letzten Tage folgt in kürze...


Dienstag, 8. September 2015

Die Umleitung

Etappe 27 - Umleitung: Lincoln/Rogers Pass (~2.297mi) - East Glacier (~2.442mi)... noch ca. 115mi

Nicht gerade mit der positivsten Stimmung sind MIJ, #2 und Ich von Dick, dem Besitzer des Motel in Lincoln, letzten Dienstag zurück zum Rogers Pass gebracht worden. Immerhin würden wir eines der Highlights des gesamten CDT - die Bob-Marshall-Wilderness - sprichwörtlich links liegen lassen und auf Strassen weiträumig umgehen. Zum Zeitpunkt unserer Strassenwanderung waren noch immer über 20 Großbrände aktiv und keine Besserung in Sicht.
Unser nordirischer Kollege Malarkey, der diesen Abschnitt bereits vor 2 Jahren absolviert hatte, sah keinen Sinn in einem Marsch von über 230km entlang von diversen Asphalt und Schotterstrassen, sodass er kurzerhand beschloss, per Anhalter nach East Glacier zu stoppen.

Strassen-Kilometer sind der reinste Albtraum. Nicht so sehr, weil der Untergrund (egal ob Asphalt oder Schotter) sehr hart ist, sondern weil der Bewegungsablauf stets der selbe ist und vor allem eine äußerst vereinfachter. Mann muss nicht viele  unterschiedliche Muskeln betätigen, um nur gerade aus zu laufen! Am Ende eines relativ langen Tages resultiert dies dann in Krämpfen und Verspannungen aller Art.




Viel Abwechslung gab es nie. Wie immer säumten Kühe unseren Weg und einmal mehr wurden wir erinnert, in Montana unterwegs zu sein... dem Bundesstaat der Cowboys und seiner Pferde. 



Der einzige Vorteil dieser Tortur ist die relativ gute Versorgung entlang der Strassen. Auch wenn das Thema Wasser eher spärlich abgedeckt wird, kommt man zumindest fast jeden Tag in einer Kleinstadt vorbei und ersetzt dieses dann durch Bier... was vor allem meine Kollegen bevorzugten :)
Am Ende des zweiten Tages kamen wir nach Bynum mit 12 Einwohnern das kleinste Kaff unserer Umleitung und das Wetter hatte bereits eine ordentliche Kehrtwendung vollzogen. Von anfänglich fast wolkenlosen 30 Grad waren wir bei Nieselregen und 10 Grad angekommen. Bynum bedeutet auch, dass man sich im Kerngebiet der Dinosaurier-Funde von Montana befindet. Dies wird durch ein niedlich kleines Museum veranschaulicht (welches natürlich schon geschlossen hatte) und neben dem Postamt und einer Bar die Hauptstrasse darstellt.




Die Bar hatte tatsächlich offen und bot uns Wärme, Essen und Bier. Wenig später fanden wir heraus, dass die nette Lady hinter der Bar gleichzeitig die Lehrerin des Ortes ist (JA, irgendwo hat sich noch eine Schule versteckt, die wir nicht sehen konnten!). Auf unsere leise Frage hin, wo wir uns denn heute zum Schlafen vorm Regen schützen könnten, meinte sie nur "Das Foyer der Post ist stets offen". Mehr Einladung bedurfte es nicht und wir platzierten uns im örtlichen Postamt, in dem man jedoch das Licht leider nicht ausschalten konnte ;) 

Der nächste Tag war dann eine richtige Herausforderung. Es hatte auf unter 5 Grad abgekühlt, der Nieselregen wurde zu einem richtigen Dauerregen und der Wind blies uns frontal ins Gesicht. Zum Glück hatten wir nur etwas mehr als 30km zur nächsten Ansiedelung. Dort angekommen waren wir nass bis auf die Knochen (irgendwann gibt jede Regenbekleidung auf) und völlig durchgefroren. Dupuyer (ebenso unaussprechlich) hatte erneut eine Bar und sogar 23 Einwohner aufzuweisen. Umso erstaunter waren wir, als wir herausfanden, dass die Bar ebenso ein Motel mit einschließt. Nach einer schnellen Stärkung hatten wir auch gleich unsere Zimmer bezogen und der Tag fand ein glückliches und warmes Ende!
Am kommenden Morgen war dann die Wetterlage noch trostloser und es kostete uns keine Minute Überlegungszeit um zu beschließen, einen ZERO einzulegen!!! Zimmer, Essen und TV!!!



Mittlerweile ist es echt anstrengen Energie zu generieren... vor allem mental. Am kommenden Tag ging es aber wie immer weiter und wir waren froh, dass der Regen ein Ende gefunden hatte auch wenn der Wind noch mehr auffrischte. Einmal war der Eine vorne, dann wieder der Andere! Leider war es so windig und damit laut, dass ich keine Chance hatte einem Hörbuch zu lauschen, sondern nur meinen Kollegen beim Marschieren zuschauen konnte.



Endlich kamen wir denn Berge wieder näher. Ehrlich gesagt war es ganz schön beeindruckend die Gebirgsketten des Nationalparks von der Ferne zu sehen. Hinzu kam, dass man gut die verbrannte Erde des lokal Waldbrandes sah und die Gipfel zusätzlich durchgehend von Schnee bedeckt waren! Es wäre ja heuer auch ein Wunder gewesen, hätte es der Wettergotte plötzlich gut mit mir gemeint. Da aber in dieser Region mit Schnee ab September zu rechnen ist, störte dies meine Laune nicht wirklich. Umso mehr hoffe ich, dass die Szenerie für den Zieleinlauf damit umso beeindruckender wird.



Mit East Glacier habe ich nun meinen offiziell letzten Versorgungspunkt erreicht auch wenn es im Park noch ein oder zwei Stellen zur kurzen Erholung geben wird. Zur Zeit plane ich gemeinsam mit #2 gerade die letzten Tage durch den Glacier Nationalpark. Ein kleiner Teil des Trails ist noch immer gesperrt auch wenn es nicht mehr akut brennt, doch dieser Umweg sollte auch kein Hindernis mehr darstellen. Die endgültige Strategie können wir aber erst morgen fixieren, wenn wir den Park tatsächlich betreten und bei der Ranger Station unsere Campingplätze festlegen. MIJ ist bereits aufgebrochen, um Kanada über einen etwas kürzeren Weg am "normalen" Grenzübergang zu erreichen. #2 und Ich werden den Park diagonal durchqueren und die grüne Grenze am Waterton Lake überschreiten... immerhin steht ja auch dort das offizielle Monument des CDT. Plan ist es nun  im Laufe des Tages am 14. September in Kanada anzukommen.... nur mehr 6 Tage :)))))


Happy trails :-)

Montag, 31. August 2015

Vom Winde verweht

Etappe 26: Helena/McDonald Pass (~2.230mi) - Lincoln/Rogers Pass (~2.297mi)... noch ca. 260mi

Eben noch in Helena und schon bin ich Lincoln! War aber nicht wirklich schwierig, es war nämlich die kürzeste Etappe meines heurigen Abenteuers... gerade einmal 102 Kilometer in etwas mehr als zwei Tagen. Bei einem solch kurzen Abschnitt besteht sogar die Chance, dass ich Gewicht zulege... hehe!

In Helena gibt es seit ein paar Wochen einen neuen Trail-angle, der uns nicht nur zurück zu Trail brachte sonder auch an zwei Pässen Wasser hinterlegte. Somit war der Start recht einfach, auch wenn uns wieder einmal ein kräftiger Platzregen erwischte. Da es trotzdem ein wirklich trockener Abschnitt war, konnten MIJ, Malarkey und Ich nicht völlig auf natürliche Wasser-Ressourcen verzichten.
Eine besondere Herausforderung war dabei eine Quelle namens "Dana". In einem im Boden eingelassen Metallring fanden wir ca. 30cm tiefes Wasser, in dem drei tote Mäuse und ein verwesender Maulwurf trieben. Erinnerungen an den Süden von New Mexico kamen hoch, wo ein Kuh-Kadaver in einem dies Tümpel trieb. Da ich es damals überlebte, machte ich mir diesmal auch keine Sorgen... ich ließ das Wasser durch meinen Filter rinnen und gab zusätzlich eine Chlortablette hinzu... Problem gelöst :)

Am Ende des zweiten Tages nach erneut 50km und über 2.400 Höhenmeter, freute ich mich schon auf das für uns speziell hinterlegte Wasser. Als ich zum Pass kam, war jedoch weder das Wasser, noch meine Wanderkollegen zu finden. Sehr komisch! Ich hatte bei einen kleinen Bach (fast einen Kilimter die Straße hinunter) eine weitere Chance... völlig trocken!
Danach hielt ich 4 Autos an, um in Summe 2 Liter Wasser zu erbetteln und wanderte weiter. Eine Stunde später kam MIJ zum selben Campingplatz und erzählte mir, dass Malarkey als erster am Pass war, das Wasser fand und auf einer Schotterstraße zurück zu ein paar Campingtischen trug, da am Pass ein starker Wind blies. In genau diesem Zeitfenster von ca. 3 Minuten passierte ich ihn (ohne ihn zu sehen) am offiziellen Trail.
Fazit... manchmal ist man alleine besser aufgehoben!!!

Nach einer enorm stürmischen Nacht, gab es heute plötzlich wieder einem Horizont zu sehen!!! Dies war mir bei all dem Rauch in der Luft seit drei Wochen verwehrt geblieben. Der Wind kam aber ebenso zurück und ich hatte den wahrscheinlich windigsten Tag, den ich je beim Wandern erleben durfte. Mittlerweile bin ich im Motelzimmer in Lincoln und konnte im Spiegel sehen, das mein Gesicht von dieser "Naturbehandlung" richtig gerötet ist!


Morgen geht es nun auf diversen Straßen weiter, die Bob-Marschall-Wildniss ist weiterhin komplett gesperrt!!! Innerhalb von ca. fünf Tagen werde ich somit den Glacier Nationalpark erreichen und dann hoffentlich meine Schlussetappe wieder im Park, am Trail absolvieren!!!

Happy trails :-)

Freitag, 28. August 2015

Im Slalom durch den Wald

Etappe 25: Anaconda (~2.151mi) - Helena/McDonald Pass (~2.230mi)... noch ca. 327mi

In Anaconda hatte ich erneut Glück, dass letzte Motel-Zimmer zu bekommen. Dieses Mal war es aber kein Festival oder Spezial-Wochenende, welches die Stadt nahm legte, sondern all die Einsatzkräfte der Feuerwehr, die die Waldbrände bekämpfen. Prinzipiell eine komische Situation, denn alle Parkplätze waren leer und die Zimmer unbenutzt jedoch reserviert.

Es war angenehm Anaconda ganz gemütlich zu Fuß zu verlassen, ohne auf einen Autostop angewiesen zu sein, doch entlang eines Highways zu marschieren, auf dem andauernd LKWs vorbei donnern ist auf nicht gerade lustig.
Später des Tages fing die Wassersuche wieder an, denn Montana ist wirklich trocken und unser Ressourcen nicht wirklich verlässlich. Vor allem Quellen sind keine sichere Sache mehr und so hatten Malarkey und ich eine recht durstige Nacht vor uns.
Dafür fühlte ich mich am nächsten Morgen dann wie im siebten Himmel, als ich nach ca. 20 Minuten bei diesem Wassertrog für Kühe vorbei kam. Schaut man genauer hin, sieht man einen glasklaren und sauberen Wasserstrahl von einer gefassten Quelle... es gibt nichts Besseres!!!



Der Morgenaufgang scheint in diesen Wochen einfach nie zu enden. Egal wie spät es auch wird, die Sonne bleibt stets ein roter Ball, der nur in den seltensten Fällen wirklich durch die Rauchschwaden durchbricht. Die einzigen wirklichen Begleiter in dieser Region, sowie fast entlang des gesamten CDT, sind Kühe. Meist sind sie extrem verschreckt und rennen wie verrückt in alle Richtungen davon, manchmal starren sie einen nur fassungslos an. Will man den CDT bezwingen, muss man auf jeden Fall mit Kühen zurecht kommen, und darf keine Angst vor ihnen haben. Es gibt aber auch keine "verrückten" Kühe wie bei uns, die einen attackieren, was ich aber auch noch nie selbst erlebt habe.



Von Anaconda nach Helena ist eine von zwei wirklichen Blitz-Etapen. Weniger als 80mi/130km bedeuten, dass ich innerhalb von 2,5 Tage die nächsten Stadt erreiche und genug Essen mitnehmen kann, dass ich auch wirklich satt werde. Die große Achterbahn ist beendet und somit geht es noch schneller dahin. Den Weg kann man zeitweise überhaupt nicht verfehlen, wenn man so wie zum Beispiel in den nächsten Fotos, vom Wald regelrecht eingeschlossen wird. Immer schön gerade aus oder auch mal im Slalom hindurch :-)



Wählerisch darf man dann am Abend nicht mehr sein, sondern einfach nur glücklich, dass man nach 58 Kilometern (meinem längsten Tag bisher) ein relativ flaches Platzerl gefunden hat... und gute Nacht!


Am McDonald Pass - wo es leider kein Fastfood Restaurant gibt - hatten wir dann endgültig den Amerikaner eingeholt, der auf den einfachen Namen "#2" hört. Der Autostop nach Helena war dann einer der nervigsten... über 2,5 Stunden standen wir zu dritt da und mühten uns ab.
Ein übliche Vorgehensweise ist, seinen (in diesem Fall meinen) Rucksack schön zu präsentieren, damit die Autofahrer sehen können, dass es sich um harmlose, arme Wanderer handelt.
Nach 2 Stunden hielt plötzliche ein schwarzer, sportlicher Waagen vor mir... die Highway-Polizei!!! Ein nicht ganz freundlicher Beamter, ermahnte mich dann durch Fenster, dass es nicht gestattet sei, etwas auf der Fahrbahn  (welche in diesem Fall jedoch der Pannenstreifen war) abzustellen und ich gefälligst meinen Rucksack entfernen sollte! "Aber natürlich Herr Polizist", sagte ich und war wenigsten froh, dass Autostoppen per Gesetz erlaubt ist... bei so vielen unterschiedlichen lokalen Gesetzten kann man sich da nie so wirklich sicher sein. 


Während ich nun an diesem Blog geschrieben hat, hat sich die Feuer-Situation erneut geändert. Bisher musste ich mir "nur" für die übernächste Etappe von Lincoln nach East Glacier zwei kleinere Alternativen überlegen, doch wie es jetzt aussieht, ist die gesamte Bob-Marschall-Wildniss gesperrt und ich werd mich wohl auf Strassen Kanada nähern müssen.
Die Schluss-Etappe zum Waterton-Lake in Kanada dürfte wieder offen sein, doch das kann sich schnell ändern.

Morgen geht es in 2,5 Tagen weiter nach Lincoln und dann werde ich erneut die Lage abschätzen. Komme was wolle - ich marschier nach KANADA!!!

Happy trails :-)

Schattenloses Wandern

Etappe 24: Darby/Lost Trail Pass (~2.050mi) - Anaconda (~2.151mi)

Endlich wieder am Computer... irgendwie will das mit meinem Handy in letzter Zeit nicht wirklich funktionieren.

Wie ich gehört habe, ist das Thema Waldbrände in den USA inzwischen auch in den heimischen Medien angekommen. Fakt ist, dass es ja im Nordwesten der USA jedes Jahr unzählige Brände gibt, doch heuer dürft es tatsächlich extrem sein. Vor allem die Anzahl von lokal kleineren Feuern, die dann in Summe eine riesige Fläche bedrohen, nimmt ständig zu. Zum Beispiel ist jenes Gewitter, welches ich kurz vor Leadore unter einem Busch sitzend abgewartet habe, für über 100 kleinere Brandstellen verantwortlich gewesen, wodurch 3 größere Brände entstanden sind.
Noch musste ich keine Umwege einbauen und der Rauch denn ich um mich herum habe, ist durch den starken Ostwind hauptsächlich jener, der von Washington und Oregon herüber kommt und damit "noch" recht dünn und hoffentlich nicht zu sehr gesundheitsschädlich!

Vor lauter Feuer und Rauch will ich aber nicht auf die eigentliche Etappe nach Anaconda vergessen, auch wenn ich zugeben muss, dass bedingt durch den fortgeschrittenen Verlauf meines Abenteuers und die zusätzlich oft nicht vorhandene Fernsicht, die Monotonie und Langeweile immer mehr überwiegt. Es wird in der Früh immer schwerer, in die Gänge zu kommen oder auch ein gemütliches Hotelzimmer zu verlassen.

Die internationalste CDT Gruppe dieses Jahres - am Bild sieht man Nordirland, Japan und Österreich - wurde von Israel überholt und wird in Kürze Amerika einholen. Jeder von uns marschiert seinen eigenen Rhythmus, doch am Abend treffen wir uns meistens zum gemeinsamen kampieren... gar keine schlechte Variante!


Wir alle fühlen uns jedoch schon ein wenig wie dieses Schild am Baum... wir haben auch schon bessere Zeiten gesehen ;-)

Der große Vorteil des Rauches ist - sofern man von so einem reden kann - dass er uns einen permanenten Sonnenschutz gibt, ansonsten wären Temperaturen von über 30 Grad recht anstrengend. So können wir jedoch bei "recht angenehmen" Bedingungen zügig dahin marschieren und absolvieren jeden Tag mindestens 50+ Kilometer... da kommt man dann schon voran :-)


Bezüglich Wildtier-Beobachtungen hat Montana bisher noch nicht viel zu bieten gehabt und die großen Herden von Büffeln und die gefährlichen Grizzlies im Yellowstone haben sich auch nie gezeigt. Dann aber steht doch plötzlich ein ausgewachsener Elch vor einem und schaut ganz verdutzt und wundert sich einmal mehr, wenn man ihm ein zweites Mal begegnet, da man sich gerade auf Serpentinen den Berg hinauf bewegt.


Die Berge der Anaconda-Pintler-Wilderness sind sicherlich ein traumhafter Abschnitt, nur leider sieht man halt nicht wirklich viel davon. In einer noch ausgeprägteren Achterbahn als zuvor entlang der grenze von Idaho, geht es von einem Pass zum Anderen - 300 Meter rauf und wieder runter - bis man am Ende des Tages mindestens 2.00 Höhenmeter geschafft hat.


Zu guter Letzt braucht man dann nur mehr einen ebenen Schlafplatz! Ich hab mich derartig an mein Zelt gewöhnt, dass ich es nicht mehr missen will, auch wenn die Moskitos zum Glück längst erfroren sind. Mein Kollege "Malarkey" nutze die wärmeren Nächte zum Cowboy-camping, zum Schlafen unter freiem Himmel. Als ich ihn jedoch gefragt habe, "Warum gerade jetzt wieder?", meinte er nur, "Mein Zelt stinkt mir mittlerweile zu sehr nach Schweißfüßen!"... haha ... wie wahr!!!


Happy trails :-)