Freitag, 13. Mai 2016

Postamt-Rhythmus

Etappe 3: Gatlinburg - Hot Springs - Erwin/Tennessee
15,62% (342 von 2.189 Meilen)

Geschafft!!! Ufzahhh!!! Das ist sich zwar noch locker ausgegangen, doch es hat ganz schön viel Energie gekostet! Was? Ach... nur der bisher übliche Stress, noch rechtzeitig in einer Stadt und somit beim jeweiligen Postamt anzukommen. Es ist 14:30 an einem Freitag und ich bin in Erwin (Tennessee)... um 16:45 schließt das Postamt... somit alles easy :-) Am Samstag hätte ich meine Bouncebox erst um 10 Uhr abholen können, nur um sie um 12 Uhr bereits wieder weiterschicken zu müssen... und ich will doch den Abend gemütlich nutzen, um zu bloggen :-)

Nachdem das kurze Schneegestöber ein Ende gefunden hatte und in den Smoky Mountains wieder Normalität herrschte, kehrten wir und viele Tagestouristen auf den Trail zurück... denn die Sonne strahlte und es war Muttertag! Nach kurzer Zeit gehörte der AT jedoch wieder den Thru-hikern, da nach spätestens 10km jeder Ausflügler umgedreht hatte.
Der Ausblick hatte sich zwar nicht wirklich geändert... zum Vergleich die Aussicht an Tag 14...

... doch der Trail selbst zeigte sich von einer ganz besonderen Seite. Die Smoky Mountains wurden ihrem mystischen Ruf gerecht und präsentierten sich in einem "mosfaftigen" Mantel gehüllt, nur der Trail brachte gröbere Strukturen wie Steine und Wurzeln zum Vorschein.



Und ich muss zugeben... selbst der ewig gleiche Ausblick kommt im passenden Moment richtig gut zur Geltung.

Ein großes Thema entlang des gesamten AT und vor allem im Nationalpark der Smoky Mountains sind die Bären... Schwarzbären im Speziellen und keine Braunbären (wie im Vergleich dazu am CDT)! Somit darf man dieses "Problem" auch nicht überstrapazieren, denn der Umgang mit Schwarzbären, ist mit etwas Erfahrung, doch recht entspannt.
Als kleinen Beweis dafür, dass eben diese lieben Bären gar nicht so wild und furchterregend sind, darf ich voller Dankbarkeit brandaktuelles Filmmaterial von Abenteurer&Naturfilmer Thoma Schiegg aka RattleBee meinen treuen Lesern präsentieren. Zugetragen hat sich diese Begegnung auf den letzten Meilen innerhalb der Parkgrenzen der Smoky Mountains, am einem Morgen, an dem ich leider gerade 10 Minuten hinterher war...
(leider ist es mir nicht möglich eine bessere Qualität hochzuladen)
Solange man nicht in Panik gerät, dem Bären genug Freiraum lässt und ihm einen Ausweg anbietet, ist man auf der sicheren Seite. Kurz darauf bog er seelenruhig auf einen Seitentrail ab und RB konnte seine Wanderung fortsetzten.

Nach einem kurzen Abstecher in der doch recht hoch gelobten Kleinst-Stadt "Hot Spring", die uns beide jedoch nicht wirklich überzeugte und ich vor allem bereits mein Postamt von Erwin im Auge behalten musste, ging es gemütlich weiter.

Wobei gemütlich ist ein wenig übertrieben, denn der Regen hatte uns ein weiteres Mal fest im Griff. Am folgenden Abend hatte ausnahmsweise ich das "Vergnügen" einen nicht gerade perfekten Zeltplatz zu wählen und als es in der Nacht erneut wie aus Kübeln goss, wurde meine Schlafmatte zum Wasserbett und mein Zeltboden zur Badewanne. Im inneren überstand ich den Starkregen recht gut, doch am nächsten Morgen befand sich mein Zelt in einem erbärmlichen Zustand...

... und so hieß es die ersten Sonnenstrahlen zu nutzen (es könnten ja auch die einzigen sein), um alles annähernd trocken zu bekommen.

Ein einfache Weisheit, die der Steirerbua dabei entwickelt hat, "Mehr Regen... mehr Schlamm!" Und Schlamm hatten wir genug auf unserem Waldpfad, bei dem es ja bekanntlich viel bergauf geht und man deshalb auch wieder irgendwo runter muss! Man könnte es natürlich diesem kleinen Kerl nachtun und einfach nur gemütlich auf einem triefend nassen Holzstamm innehalten...

... doch wir bevorzugten doch das Vorankommen, da ich ja zu meinem Postamt nicht zu spät kommen wollte! Somit schalteten wir in unseren "Basismodus" und versuchten einfach Meilen zu fressen... so schnell es geht.



Bedenkt man nun alle Rahmenbedingungen wie Regen, Schlamm, Wurzeln, Steinstufen und Tempo... wird einem schnell klar - ein Video muss her... also bitte schön! (leider wieder in schlechter Qualität)

Allen Hindernissen zum Trotz kamen wir doch tatsächlich, mit ausreichendem Zeitpolster, in Erwin an und ich konnte ganz entspannt mein Paket abholen. Übrigens der diesjährige Farbencode meiner Bouncebox ist Orange (nach Pink und Grün) :-)

Jetzt gibt es einen verdienten Zero-Tag am Samstag, dem unsere Knochen und Muskeln schon sehnsüchtig entgegengefiebert hatten.
Als ich heute beim Mac Donald's die aktuellen GPS Daten auf meinen Computer überspielte, stellte sich mir eine Frage, "Wieviel Höhenmeter haben wir eigentlich schon überwinden müssen? Und wie sieht es im Vergleich mit den anderen großen Trails aus?" Wenig später hatte ich die Antwort, die mich selbst etwas überraschte. Nimmt man auf allen Triple Crown Wegen die  jeweils ersten 560km als Referenz her so habe ich...
am PCT 17.800 Höhenmeter,
am CDT 11.500 Höhenmeter und
am AT    26.500 Höhenmeter erklommen!!!
Da wundert es mich nicht mehr, dass ich jeden Knochen spüre und ich meinen Knie eine Pause gönnen muss!

Happy trails :-)

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